Der folgende Beitrag stammt aus einer Publikation des Pharma-Unternehmens STADA

Die Wirkung sportlicher Betätigung wird auf zwei Ursachen zurückgeführt. Zum einen nimmt man an, dass durch die Bewegung „ruhende“ Nervenzellen angeregt werden. Diese ersetzen dann die kranken Zellen. Zum anderen fördert der Sport möglicherweise die Aufnahme der Parkinson-Medikamente aus dem Darm und verbessert deren Verteilung im Körper.

Leider ist es so, dass viele Parkinson-Patienten vor körperlicher Anstrengung zurückschrecken, da sie ihr Leiden in Ruhe weniger spüren als in Bewegung. Trotzdem sollte man sich nicht dazu verleiten lassen, in Passivität zu verfallen. Schon bei gesunden Menschen führt ein Bewegungsmangel zu Beeinträchtigungen wie Osteoporose, Muskelschwund und Herz-Kreislauf-Beschwerden. Bei Parkinson-Erkrankten können diese Probleme noch wesentlich heftiger ausfallen.

Dosierung des Trainings

Wie bei den Medikamenten kommt es auch beim Sport auf die richtige Auswahl und die richtige Dosis an. Am besten kann hier ein Sportmediziner beraten.

Sinnvoll ist es außerdem, sich einer Parkinson-Sportgruppe anzuschließen. Adressen kann man bei den regionalen Parkinson-Selbsthilfegruppen erfragen. Solche Gruppen werden oft von erfahrenen Übungsleitern betreut. Die gemeinsame sportliche Betätigung sorgt für eine gewisse Regelmäßigkeit, bringt neue soziale Kontakte und beugt einer Über- oder Unterforderung vor. Die Kosten für ein solches Training werden von manchen Krankenkassen teilweise übernommen.

Grundsätzlich sollte mindestens zweimal pro Woche trainiert werden. Die Trainingseinheiten sollten zu Tageszeiten absolviert werden, an denen die Beweglichkeit besonders gut ist. Jede Trainingseinheit sollte nicht länger als 45 bis 60 Minuten dauern. Mit spürbaren Besserungen und Leistungssteigerungen ist nach ein bis zwei Monaten zu rechnen. Die Intensität, Häufigkeit und Dauer des Trainings wird langsam gesteigert, damit der Organismus sich anpassen kann. Wichtig ist, dass man dauerhaft Sport treibt, da die Trainingserfolge sonst innerhalb weniger Wochen und Monate wieder komplett verloren gehen.

Welche Sportarten sind geeignet?

Bei den Übungen sollte besonderer Wert auf Beweglichkeit, Gleichgewichtsvermögen, Kraft, Körperhaltung und Koordination gelegt werden. Jeder Patient muss selbst herausfinden, welche Form von Sport und welche Übungen am besten für ihn geeignet sind. Sportarten mit erhöhter Sturzgefahr wie Rollschuh- oder Skilaufen sollten allerdings gemieden werden. Weniger geeignet sind außerdem Sportarten wie Tennis oder Volleyball, die eine hohe Anforderung an die Reaktion und Schnellkraft stellen.

Gymnastik, Schwimmen, Wandern

Besonders gut geeignete Sportarten für Parkinson-Patienten sind Wandern, Schwimmen und Gymnastik.

Speziell in höheren Stadien der Erkrankung reichen bereits kleine Spaziergänge oder Wanderungen aus, um die stark reduzierte Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems wieder zu steigern. Die Bewegung an der frischen Luft verbessert zudem die Vitamin-D-Produktion und beugt Depressionen vor. Besonders empfehlenswert für Parkinson-Patienten ist auch das Nordic Walking. Über den Stockeinsatz können nämlich Gleichgewichtsstörungen kompensiert werden und es wird gleichzeitig die Oberkörpermuskulatur trainiert.

Beim Schwimmen sind vor allem die Rücken- oder Kraultechnik zu bevorzugen. Brustschwimmen kann dazu führen, dass die ohnehin schon verspannte Schulter- und Nackenmuskulatur noch weiter bela- stet wird. Ideal sind Wassertemperaturen zwischen 28 und 30 Grad. Bei Patienten mit Schwankungen der Beweglichkeit muss eine Auf- sichtsperson im Becken sein.

Gymnastik trägt wesentlich zur Verbesserung oder Erhaltung der Beweglichkeit der Gelenke bei. Sie vermindert zudem die Muskelsteifigkeit. Zu Ausdauersportarten wie Wandern oder Schwimmen ist sie eine ideale Ergänzung. Gymnastische Übungen haben den Vorteil, dass meist nur wenige Hilfsmittel dafür nötig sind und dass sie sowohl in der Gruppe als auch alleine in der eigenen Wohnung durchgeführt werden können.

Eine spezielle Form der Gymnastik ist die Wassergymnastik. Insbesondere dieses Training im warmen Wasser entspannt die Muskeln und verbessert die Körperwahrnehmung. Die Überwindung des Wasserwiderstandes ist zudem eine angenehme Form des Krafttrainings. Allerdings sollte im Nichtschwimmerbecken und in der Nähe von Haltegriffen geübt werden.

Therapeutisches Klettern

Eine neue Form des Trainings für Parkinson-Patienten ist das therapeutische Klettern. Es verbessert zum einen die Kondition und zum anderen die Körperkoordination. Das Training findet an speziellen Wänden ohne Sturzgefahr statt. Eine Verbesserung der Kraft und Ausdauer von Händen und Füßen sowie der Körperspannung wird durch das Hochheben des eigenen Körpergewichts an der Wand erzielt. Gleichzeitig werden das räumliche Orientierungsvermögen und die Balance verbessert.

Zusätzlich hat das Klettern positive Effekte auf die Psyche, denn es fördert Mut, Willenskraft, Ausdauer und Motivation. Mittlerweile gibt es erste Parkinson-Spezialkliniken, die therapeutisches Klettern als Rehabilitationsmaßnahme anbieten.

Therapeutisches Reiten (Hippotherapie)

Auch das therapeutische Reiten gehört zu den neueren physiothe- rapeutischen Maßnahmen bei Parkinson. Die Behandlung wird von einem Physiotherapeuten mit Zusatzausbildung in der Hippotherapie durchgeführt. Das Pferd wird am Langzügel geführt und geht in der Gangart Schritt, in der sich die medizinisch wirksamen Elemente voll entfalten.

Die vom Pferd ausgehenden dreidimensionalen Schwingungen ver- bessern Haltungs-, Gleichgewichts- und Stützreaktionen des Körpers und trainieren das Raum-Lage- und Körperbewusstsein, die Bewegungsplanung sowie die Reaktionsfähigkeit. Gleichzeitig wird auch die Muskelanspannung reguliert.

Vor einer Hippotherapie sollte man auf jeden Fall mit dem behandelnden Arzt und dem Reittherapeuten abklären, ob vielleicht Kontraindikationen wie zum Beispiel Knochenerkrankungen vorliegen, wegen derer man lieber auf das Reiten verzichten sollte.

Was kann man selbst tun?

Aus der Parkinson-Erkrankung sollte man kein Geheimnis machen. Alle behandelnden Ärzte und auch der Zahnarzt sollten darüber informiert werden, damit sie sich bei den notwendigen Behandlungen danach richten können. Das gilt insbesondere für Operationen und Narkosen. Zusätzlich sollte auch der Apotheker informiert werden, damit er überprüfen kann, ob Medikamente – übrigens auch rezeptfreie – Wechselwirkungen mit den Parkinson-Medikamenten haben können.

Lockerungsübungen

Unabhängig von einer sportlichen Betätigung lohnt es sich, mehrmals am Tag Lockerungsübungen durchzuführen. Sie vermindern Verspannungen und können Schmerzen reduzieren. Solche Übungen sind zum Beispiel Kinnstrecken, Schulterzucken oder Rumpfdrehen. Wie sie richtig praktiziert werden, kann man bei einem Krankengymnasten erlernen.

Bewegungsabläufe trainieren

Insbesondere wenn bereits schwerere Stadien der Erkrankung vorliegen, sollten auch einfache Bewegungsabläufe des Alltags immer wieder geübt werden. Fällt zum Beispiel das Aufstehen von einem Stuhl oder aus dem Bett schwer, gibt es bestimmte Techniken, die diesen Vorgang erleichtern. Sie sollten immer wieder geübt werden, damit sie in Fleisch und Blut übergehen. Diese Übungen sorgen nämlich dafür, dass die Selbstständigkeit möglichst lange erhalten bleibt. Genau wie bei den Lockerungsübungen ist auch hier ein Physiotherapeut der richtige Ansprechpartner.

Quelle: https://www.stada.de/uploads/tx_pnstdbooklets/docs/parkinson413.pdf