Stuhltransplantation hilft bei Mäusen gegen Alterserscheinungen. Die Darmbakterien führen zu einer Verjüngung des Immunsystems.Cork. Die Transplantation von Kot jüngerer Artgenossen kann zumindest bei Mäusen Alterserscheinungen abmildern.
Das schreiben Marcus Boehme und sein Team vom University College Cork in der Fachzeitschrift „Nature Aging“. Sie sammelten Stuhlproben von jungen gesunden Mäusen und verabreichten diese älteren Tieren. Die transplantierten Darmbakterien führten zu einer Art Verjüngung des Immunsystems. Behandelte Tiere waren lernfähiger und hatten ein besseres Langzeitgedächtnis.
Die Alterserscheinungen des menschlichen Körpers sind vielfältig: Das körpereigene Immunsystem wird schlechter, es kommt zu Infektionen, und Zellen teilen sich weniger häufig.
Auch das Mikrobiom des Darms, das aus Billionen von Mikroorganismen besteht, altert. Dass die Besiedelung des Magen-Darm-Trakts mit einem gesunden Altwerden des zentralen Nervensystems zusammenhängt, zeigen die Ergebnisse der Arbeitsgruppe aus Irland. Die Forscher verglichen junge Mäuse im Alter von etwa vier Monaten mit älteren Mäusen im Alter von etwa 20 Monaten. Der untersuchte Stuhl der beiden Gruppen zeigte signifikante Unterschiede in der Art der gefundenen Bakterien und deren Zusammensetzung. Um zu untersuchen, inwieweit sich das beeinflussen lässt, erhielten die älteren Mäuse über einen Zeitraum von mehreren Wochen Stuhlproben ihrer jüngeren Artgenossen. Diese wurden über eine Sonde direkt in den Magen-Darm-Trakt verabreicht. Nach vier Wochen Behandlung hatte sich die Zusammensetzung der Darmbakterien im Stuhl der älteren Mäuse geändert. In bestimmten Lymphknoten sahen die Wissenschaftler weniger Entzündungsaktivität.
Die Bedeutung der Stuhltransplantation geht jedoch über den Magen-Darm-Trakt hinaus. Die Idee: Die Darmkeime der Mäuse setzen Stoffwechselprodukte frei, die über das Blut auch ins Gehirn gelangen können. Die Forscher konnten in Verhaltenstests tatsächliche Effekte messen. Die behandelten älteren Mäuse waren weniger ängstlich, interessierter und besser lernfähig als Vergleichstiere. Nach Training retteten sie sich beim Schwimmen schneller auf eine sichere Plattform, an die sie sich erinnerten. (dpa).
Unklar bleibt, welcher spezifische Mechanismus den Beobachtungen zugrunde liegt und ob die Ergebnisse auf den Menschen übertragen werden können.
Aus der Stuttgarter Zeitung vom Montag, dem 16.08.2021