„Sonic Hedgehog“-Proteinweg gibt neue Hinweise

medicalnewstoday.com | Hassan Yahaya

Derzeit ist L-Dopa bzw. Levodopa – das im Körper in Dopamin umgewandelt wird – das Mittel der Wahl zur Behandlung der Parkinson-Krankheit. Bei längerem Gebrauch treten jedoch Nebenwirkungen auf, die durch unwillkürliche Körperbewegungen gekennzeichnet sind, die als LID (Levodopa-induzierte Dyskinesie) bezeichnet werden.

Eine der wirksamsten Methoden zur Behandlung von LID ist ein chirurgischer Eingriff, die so genannte iefe Hirnstimulation.

Bei der Tiefenhirnstimulation platziert eine medizinische Fachkraft ein medizinisches Gerät im Körper und verbindet es über winzige Elektroden mit dem Gehirn. Das Gerät erzeugt elektrische Impulse, die unwillkürliche Bewegungen, die durch die Symptome der LID entstehen, blockieren oder verändern.

Einige Studien deuten jedoch darauf hin, dass nicht jeder Parkinson-Patient für diese Behandlung in Frage kommt.

Um dieses Problem zu lösen, haben Dr. Andreas Kottmann, Ph.D., außerordentlicher Professor an der CUNY School of Medicine am City College New York, und Kollegen eine neue Studie durchgeführt.

Dr. Kottmann und sein Team wollten neue Wege der Untersuchung und mögliche Behandlungsoptionen für die Symptome von LID erforschen.

Ihre Ergebnisse haben sie kürzlich in der Zeitschrift Communications Biology veröffentlicht.

Die Forscher stützten ihre Hypothese auf das Protein Sonic Hedgehog (Shh). Dabei handelt es sich um ein chemisches Signal, das für die Entwicklung des Gehirns und des Rückenmarks wichtig ist und auch beim Erlernen motorischer Fähigkeiten eine Rolle spielt.

Zunächst stellten sie die Hypothese auf, dass Shh für das Erlernen motorischer Fähigkeiten von entscheidender Bedeutung ist und dass eine verminderte Expression von Shh aufgrund der Degeneration von Dopamin-Neuronen die Bildung und Ausprägung von LID begünstigt.

Anschließend testeten sie anhand von Tiermodellen, ob eine synergistische Beziehung zwischen L-Dopa und Shh-Agonisten die Entstehung und das Auftreten von LID rückgängig machen kann. Sie untersuchten dies an drei verschiedenen Modellen der Parkinson-Krankheit.

Zu Beginn der Studie verwendeten die Forscher Nagetiere und nichtmenschliche Primatenmodelle. Sie veränderten die Gehirne der Tiere in der Testgruppe genetisch, um Parkinson-ähnliche Symptome zu erzeugen. Anschließend erhielten die Tiere über mehrere Wochen eine intensive L-Dopa-Behandlung.

Während der Behandlung führten die Wissenschaftler mehrere Verhaltenstests durch, um zu prüfen, ob die Tiere Symptome von LID aufwiesen. Sobald LID bestätigt wurde, fügten die Experimentatoren der L-Dopa-Behandlung Shh-Agonisten hinzu und notierten die entsprechenden Ergebnisse.

Zusätzlich zu den Verhaltenstests entnahmen die Forscher Gewebeproben aus den Gehirnen der Tiere. Damit wollten sie die Auswirkungen von LID und Shh-Agonisten auf die Struktur und das Funktionieren dieses Gewebes untersuchen.

Die Wissenschaftler verglichen alle Testergebnisse mit einer Kontrollgruppe.

Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass eine verringerte Shh-Signalisierung in Verbindung mit einer erhöhten Dopaminausschüttung durch L-Dopa zur Bildung und Ausprägung von LID beitrug. Umgekehrt linderte eine erhöhte Shh-Signalisierung zusammen mit Dopamin aus L-Dopa die Symptome von LID.

Mit anderen Worten: Niedrige Shh-Spiegel förderten die Bildung von LID, und hohe Shh-Spiegel kehrten die LID-Symptome um.

Interessanterweise stellten die Wissenschaftler auch fest, dass die Mäuse, die nicht an Parkinson erkrankt waren, nach einer starken Reduzierung von Shh aus Dopamin-Neuronen und in Abwesenheit von L-Dopa ebenfalls LID-ähnliche unwillkürliche Bewegungen zeigten.

Diese Ergebnisse veranlassten die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Erforschung von Shh-Agonisten ein vielversprechender therapeutischer Ansatz für die Entwicklung von Medikamenten gegen LID sein könnte.

Medical News Today bat Experten um ihre Meinung zu dieser Studie.

Dr. Rebecca Gilbert, Ph.D., wissenschaftliche Leiterin der American Parkinson Disease Association, erklärte, dass die klaren klinischen Implikationen der Studie Menschen mit Parkinson-Krankheit, die unter LID leiden, sehr helfen könnten.

Allerdings mahnte sie auch zur Vorsicht. „Die Forschung ist ein langsamer Prozess, der für die Betroffenen verständlicherweise frustrierend sein kann.“

„Die Entwicklung eines Medikaments, das [LID] auf der Grundlage von Dr. Kottmanns Arbeit reduziert, wird noch viele Jahre dauern, bis sie Früchte trägt“, fügte sie hinzu.

„Dr. Kottmanns Weg, Dyskinesien zu verstehen, ist jedoch ein neuer und spannender Ansatz, der allen, die mit diesem schwierigen Problem zu kämpfen haben, Hoffnung geben sollte“, schloss Dr. Gilbert.

Diese Studie hatte viele Stärken, aber sie war nicht ohne Einschränkungen. MNT hat sich mit Dr. Kottmann in Verbindung gesetzt, um mehr über diese zu erfahren.

Er sagte: „Die größte Einschränkung ist, dass die in dieser Studie verwendeten Medikamente aufgrund ihres starken krebsauslösenden Potenzials wahrscheinlich nicht direkt bei Patienten eingesetzt werden können.“

Trotzdem ist Dr. Kottmann nicht übermäßig besorgt. Er erklärte, dass die Ergebnisse der Studie einen besseren Grund liefern, den Shh-Signalweg zu erforschen, um wirksame Medikamente gegen LID zu entwickeln, die keine krebsauslösenden Eigenschaften haben.

Es ist sicher, dass Dr. Kottmann und sein Team in den kommenden Jahren weitere Antworten liefern werden.