12. Oktober 2022
Die Team-WM 2022 im Tischtennis ist gerade im chinesischen Chengdu zu Ende gegangen, da steht schon die nächste Weltmeisterschaft an, bei der Tischtennis gespielt wird. Allerdings ist das Medieninteresse bei diesem Event eher zurückhaltend.
Die 165 Sportlerinnen und Sportler, die vom 12. bis zum 16. Oktober 2022 im Mate Parlov Sports Center in Pula, Kroatien zusammenkommen, spielen auch Tischtennis. Allerdings nutzen sie die schnelle Ballsportart auch als Teil ihrer physikalischen Therapie, denn sie alle leiden an der neurodegenerativen Erkrankung Morbus Parkinson.
Tischtennis hilft – und das ist kein Bauchgefühl
Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer bei dieser WM ist der lebende Beweis dafür, dass Tischtennis hilft, die Symptomatik bei Parkinson zu verbessern. Beim Spielen wird das Gleichgewicht trainiert, die Reaktionsfähigkeit gesteigert und die Augen-Hand-Koordination verbessert. Manche sind an der Platte nahezu symptomfrei. Die geforderte Konzentration auf den schnellen Ball und die Bewegungsabläufe lassen einem keine Zeit, über Parkinson nachzudenken.
Als bei Nenad Bach, einem kroatisch-amerikanischen Musiker, Parkinson diagnostiziert wurde, begann er regelmäßig Tischtennis zu spielen. Nach sechs Monaten bemerkte er eine Verbesserung seiner Parkinson-Symptome, die sogar so weit ging, dass er wieder Instrumente spielen konnte. Nenad gründete 2017 PingPongParkinson USA. Im Oktober 2019 fanden in Pleasantville die von Bach initiierten ersten ITTF-Parkinson-Tischtennis-Weltmeisterschaften mit 61 Teilnehmern statt. Im letzten Jahr in Berlin waren es schon 130.
Das aktuelle Zahlenwerk der dritten PingPongParkinson® Weltmeisterschaft zeigt, wo die Entwicklung hingeht:
- 165 Teilnehmer, davon 107 Männer und 58 Frauen
- 5 Wettbewerbe mit je 3 Klassen:
Herren Einzel, Herren Doppel, Damen Einzel, Damen Doppel und Mixed - 20 Nationen nehmen teil:
USA, Deutschland, Brasilien, Dänemark, England, Frankreich, Israel, Japan, Kroatien, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schottland, Schweden, Schweiz, Slowenien, Spanien und die Tschechische Republik
Die Deutsche Mannschaft besteht aus aktiven Mitgliedern unseres Vereins – dem PingPongParkinson Deutschland e.V.. Unser Team ist das zahlenmäßig größte bei dieser WM:
- 52 Spieler, davon 39 Männer und 13 Frauen
- 7 Coaches
- 4 Betreuer
- 1 Physiotherapeut
- 1 Ernährungsberaterin
Im letzten Jahr in Berlin holte das Deutsche Team acht der 14 ausgespielten Goldmedaillen:
- Herren Einzel Kl. 1 – Thorsten Flues
- Herren-Doppel Kl. 1 – Thorsten Flues/Thorsten Boomhuis
- Mixed Kl. 1 – Thorsten Flues/Silke Kind
- Mixed Kl. 2 – Norbert Hase/Heike Schroven
- Mixed Kl. 3 – Lars Rokitta/Petra Scheurig
- Damen Doppel 1 – Silke Kind/Marita Siegel
- Damen Doppel 2 – Heike Schroven/Petra Scheurig
- Damen Einzel 2 – Brigitte Plehn
Thorsten Flues musste seine Teilnahme in Pula kurzfristig absagen, da er Corona-Positiv getestet wurde.
Das restliche Deutsche Team wünscht ihm baldige Genesung, ist ansonsten aber hochmotiviert und freut sich auf spannende Spiele. Für die meisten Teilnehmer ist es allerdings viel wichtiger, dabei zu sein als zu siegen. Sie genießen das Come Together und den internationalen Austausch mit Personen, die die selben Probleme haben wie jeder Einzelne selbst. Hier hört man immer wieder das Wort Familie, denn so fühlt es sich für alle an, die sich untereinander liebevoll “Parkis” nennen.
Heute um 15 Uhr startet die Eröffnungsfeier im römischen Amphitheater Pula, bevor dann ab 17 Uhr die Gruppenspiele im Mixed Wettbewerb ausgetragen werden. Der weitere Zeitplan und die Setzlisten sind auf der offiziellen Homepage https://pppwc.org/ zu finden.
Nicht nur die WM wächst und gedeiht
Unser Verein ist seit Februar 2020 am Start, um möglichst viele der 400.000 Personen mit Parkinson (PmP) in Deutschland von der Couch an die Tischtennisplatten zu bekommen.
Dafür kooperieren wir mit Sportvereinen vor Ort, um hier bundesweit Spielmöglichkeiten zu schaffen. Mittlerweile gibt es über 100 dieser Stützpunkte, Tendenz steigend. Die mediale Präsenz unseres Vereins, die seit Mitte August 2022 steil nach oben ging, wurde durch die Absage des Bürgerfestes von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nochmal gepusht, da die dpa unseren 1. Vorsitzenden Thorsten Boomhuis in einer zentralen Meldung zitierte. Es folgten die beiden Dokumentationen auf arte und 3sat, in denen Thorsten eine Hauptrolle spielte. Diese liegen auch auf unserem YouTube-Kanal ab.
All dies wirkte sich sehr positiv auf unseren Bekanntheitsgrad und somit auf die Anzahl der Mitglieder aus. Waren es Anfang Juli noch 600, wurde bereits Ende August unser gesetztes Jahresziel von 700 Mitgliedern erreicht. Das 750. Mitglied ist bereits gefunden und befindet sich in Pula. Wir gehen davon aus, dass wir im Oktober 2022 die Schallmauer von 800 durchbrechen werden.
Aus dieser rasanten Entwicklung heraus, hat der im August neu gewählte Vorstand entschieden, dass unser Verein sich neu aufstellen muss. Der Gesamtvorstand muss entlastet werden und die anfallenden Aufgaben auf mehr Schultern verteilt werden. Dazu hat der geschäftsführende Vorstand von §15 Satzung Gebrauch gemacht und 8 Mitglieder bevollmächtigt, Verantwortung für bestimmte Themenbereiche zu übernehmen.
Mit dabei ist u.a. Harry Wißler, der bei den Vorstandswahlen nicht mehr angetreten ist.
Harry bleibt unserem Verein nicht nur als Mitglied Nummer 1, sondern auch als Leiter Technik und Entwicklung erhalten. Infos zu den weiteren Bevollmächtigten findet ihr auf unserer Homepage unter “Unser Verein → Unsere Vereinsführung”