„α-Synuclein-Seed-Amplification-Assay“ ermöglicht Parkinson-Frühdiagnose

Am Mittwochabend [12. April 2023] erschien in „Lancet Neurology“ die bisher größte Evaluierung der Technik des „α-Synuclein-Seed-Amplification-Assay“ (αSyn-SAA) an der PPMI-Kohorte („Parkinson’s Progression Markers Initiative“). Bei über 1.100 Personen wurde gezeigt, dass αSyn-SAA die Erkrankung mit hoher Sensitivität und Spezifität erkennt, es erlaubt, bereits Betroffene im Prodromalstadium zu diagnostizieren und auch zwischen Subgruppen zu differenzieren.

In der internationalen multizentrischen PPMI-Kohortenstudie („Parkinson’s Progression Markers Initiative“) wurde der diagnostische Wert des αSyn-SAA evaluiert und untersucht, ob der Assay die interindividuelle Heterogenität erfasst und es ermöglicht, Erkrankte frühzeitig zu erkennen. αSyn-SAA weist fehlgefaltetes Alpha-Synuclein im Liquor nach.

Analysiert wurden 1.123 Personen, die zwischen 2010 und 2019 in die Studie eingeschlossen worden waren. 545 hatten eine Parkinson-Diagnose, 163 waren gesunde Kontrollen, 54 hatten auffällige Befunde in der Bildgebung, jedoch ohne Hinweise für ein dopaminerges Defizit, 51 befanden sich im Prodromalstadium (Hyposmie oder REM-Schlaf-Verhaltensstörung/RBD), und 310 waren symptomlose Mutationsträger bzw. Risikogruppe. 

Die Sensitivität des SAA für alle Parkinson-Erkrankte (sporadisch und genetisch) betrug 87,7%; die Spezifität gegenüber gesunden Kontrollen 96,3%. In sporadischen Fällen ohne Genmutation war der SAA in 93% positiv, in 96% bei GBA- und in 67,5% bei LRRK2-Mutation. Die Sensitivität des SAA für die Gruppe mit sporadischer Parkinson-Erkrankung mit typischem olfaktorischem Defizit lag bei 98,6%, bei sporadisch Erkrankten ohne olfaktorisches Defizit bei 78,3%. Bei M. Parkinson mit LRRK2-Mutationen fanden sich bei 67,5% positive SAA, diese fanden sich deutlich häufiger, wenn in dieser Patientengruppe eine Hyposmie vorlag (89,9%) als wenn eine unauffällige Geruchswahrnehmung nachgewiesen wurde (34,7%). Die meisten (44/51 bzw. 86%) der sporadischen prodromalen Patientinnen und Patienten hatten positive SAA-Befunde (16/18 mit Hyposmie und 28/33 mit RBD). Bei den symptomlosen Genträgern ohne Parkinson-Krankheitsdiagnose waren 25/310 (8%) im SAA positiv (davon 14/159 [9%] mit LRRK2- und 11/151 [7%] mit GBA-Mutation).

Prof. Daniela Berg, Kiel, stellvertretende Präsidentin der DGN, erklärte in einem begleitenden Kommentar zur Studie in „Lancet Neurology“: „Siderowf und sein Team zeigen, dass Menschen mit prodromaler Parkinson-Erkrankung und symptomlose Mutationsträger bereits vor anderen klinischen oder laborchemischen Auffälligkeiten eine pathologische α-Synuclein-Aggregation aufweisen. Die Ergebnisse stellen die Basis für eine biologische Parkinson-Diagnostik dar.“ Nun wäre es wichtig, den bereits im Blut möglichen Nachweis so zu skalieren, dass er in breiterem Rahmen in der Diagnostik angewendet werden kann. 

[1] Siderowf A, Concha-Marambio L, Lafontant DE et al. Assessment of heterogeneity among participants in the Parkinson’s Progression Markers Initiative cohort using α-synuclein seed amplification: a cross-sectional study. Lancet Neurol 2023; 22: 407–17
https://www.thelancet.com/journals/laneur/article/PIIS1474-4422(23)00109-6/fulltext

Quelle: https://dgn.org/artikel/synuclein-seed-amplification-assay-ermoglicht-parkinson-fruhdiagnose