Bericht aus dem Schwarzwälder Boten. „Sie haben Parkinson“ – wer diese Diagnose bekommt, hat Fragen und Ängste. Dass diese Krankheit keine Endstation ist, wurde am Samstag 2.11.2019 beim Informationstag Parkinson im Schömberger Kurhaus deutlich.

Die Kunsttherapeutin Ruth-Eva Roller und ihr Ehemann Hans-Jürgen hatten dort viele Experten zum Thema eingeladen. „Wir finden, dass hier im Nordschwarzwald zu wenig über die Krankheit informiert wird“, meinte Ruth-Eva Roller. Und so sprachen dort die Neurologen Oliver Rommel aus Bad Wildbad und Dennis Schlak aus Calw. Zudem referierten Daniel Weiss vom Universitätsklinikum Tübingen und die Fachärztin für Naturheilverfahren Dorothea Zeise-Süss aus Remchingen zu Therapiemöglichkeiten. Abschließend sprach mit Karin Krüger die baden-württembergische Vorsitzende der Deutschen Parkinson Vereinigung. Das hochkarätig besetzte Rednerfeld zog rund 200 Interessierte aus der ganzen Region an.

Eva-Ruth Roller und ihr Ehemann Hans-Jürgen veranstalteten den Informationstag Parkinson. Sie präsentierten die Ergebnisse der Kunsttherapie. Foto: Biermayer Foto: Schwarzwälder Bote

Bei der Parkinson-Krankheit handelt es sich um eine Bewegungsstörung, die neurologische Ursachen hat. In Deutschland gibt es ungefähr 350 000 Erkrankte. Die meisten davon sind über 50 Jahre alt. Zu den Symptomen gehören zum Beispiel eine Verlangsamung und Versteifung von Bewegungen, aber auch Depressionen. Parkinson ist momentan nicht heilbar. Allerdings ermöglicht die richtige Therapie ein weitestgehend normales Leben. Dies war auch der Tenor aller beim Informationstag sprechenden Experten.

„Es gibt da ganz viele unterschiedliche Therapieansätze“, so Kunsttherapeutin Roller. Natürlich gebe es Medikamente wie Dopamin. Aber auch Bewegung und Ernährung spielten eine entscheidende Rolle beim Behandlungserfolg. So vielfältig wie die Symptome von Parkinson seien, so vielfältig seien die Lösungsansätze.

Auch deshalb habe sie gemeinsam mit ihrem Mann, der selbst von der Krankheit betroffen ist, in Schömberg eine Selbsthilfegruppe gegründet. Diese zählt mittlerweile rund 70 Mitglieder. „Beim Malen oder beim Singen werden Bewegungsabläufe und die Nerven trainiert. So können diese Bewegungen auch im Alltag leichter abgerufen werden“, erklärte sie die Kunsttherapie, die in der Gruppe stattfindet. Bei der Ernährung sei eine vegetarische Kost zu empfehlen und dabei vor allem Erzeugnisse aus biologischer Landwirtschaft.

„Spritzmittel können wie Nervengifte wirken und die Symptome noch verschlimmern“, so Roller. Deshalb wird in der Selbsthilfegruppe auch öfters zusammen gekocht und es werden gesunde Rezepte ausgetauscht.
Ein weiteres Problem sei die Diagnose der Krankheit. Da diese sich im Anfangsstadium oft durch Bewegungseinschränkungen bemerkbar mache, landeten die Betroffenen zumeist beim Orthopäden. „Allerdings erhöht eine frühere Erkennung den Behandlungserfolg“, so Roller. Deshalb sei eine Sensibilisierung für das Thema nötig.

So sei ihr auch die Idee zum Informationstag gekommen. Ein Jahr lang hätten sie die Veranstaltung vorbereitet. „Insbesondere möchte ich mich bei der AOK bedanken, die uns fachlich und organisatorisch sehr geholfen hat“, sagte Roller. Ihr Dank gelte auch der Gemeinde Schömberg, die das Kurhaus kostenlos zu Verfügung gestellt hat. So konnten sich Betroffene ausführlich über neue Forschungserkenntnisse und Behandlungen informieren.

Das die Therapien erfolgreich sind, zeigt sich bei ihrem Mann Hans-Jürgen Roller. Bei dem Stuckateurmeister wurde die Erkrankung vor sechs Jahren festgestellt. Trotzdem steht er immer noch fest im Berufsleben. „Die Medikamente helfen zwar“, erzählte er. Aber bei der Kunsttherapie könne er auch einfach mal seine Krankheit vergessen. „Es macht Spaß und hilft sogar noch“, freut er sich. Auch wenn er mit seinen 66 Jahren auf keinen Gerüsten mehr herumklettere, arbeite er trotzdem noch fleißig weiter. Ein Beispiel, das anderen Erkrankten Mut machen kann.

Eine Empfehlung, vor allem an die jüngeren Generationen, habe er dennoch. „Überlegt euch, wie alt und wie ihr alt werden möchtet“, mahnte Roller. Denn die beste Prävention sei eine gesunde Ernährung und viel Bewegung. Er selbst habe sich darum früher kaum gekümmert und bekomme dafür nun die Rechnung. Auch wenn die Krankheit teilweise genetische bedingt sei, habe man trotzdem viel selbst in der Hand.

Quelle: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.schoemberg-eine-diagnose-die-ploetzlich-alles-veraendert.6c150566-5cff-4d06-bfdb-a4e84136e5df.html