Am letzten Wochenende im April 2018 trafen sich die Regionalleiter der Parkinson Selbsthilfegruppen des Landesverbandes Baden-Württemberg zur Delegiertenversammlung im badischen Durbach bei Offenburg. Das unter Feinschmeckern und Weinkennern geschätzte Durbach begrüßte uns bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel im üppigen Blütenkleid des eben gerade mit Macht ausbrechenden Frühlings. An den malerischen Hängen erwachten die Triebe der Weinreben, um Fahrt für den Traubenjahrgang 2018 aufzunehmen.
Und mitten in dieser Idylle: unsere Unterkunft, das Hotel „Vier Jahreszeiten“, welch ein klangvoller Name… Doch halt! Um wilden Spekulationen und Gerüchten gleich zu begegnen: die Landesdelegierten aus Baden-Württemberg schwelgten hier nicht etwa auf Vereinskosten im Luxus eines Fünfsternehotels! Entgegen den schillernden Vertretern der „Vier Jahreszeiten“-Hotels in Hamburg oder München handelt es sich beim Hotel dieses Namens in Durbach um eine zweckmäßige Anlage mit 10 Veranstaltungsräumen, 95 Zimmern und einem breiten Wellness- & Fitnessangebot. Unter anderem beherbergt das Hotel auch ein Gesundheitszentrum mit professionellem Angebot für Krankengymnastik und Physiotherapie und eine Orthopädische Gemeinschaftspraxis. Also genau der richtige Ort für die Landesdelegiertenversammlung unseres gemeinnützigen Verbands chronisch Erkrankter.
Nach einem ersten stärkenden Mittagsmahl begann das Programm mit dem „Infotag“, für den Christa Lipps, Vorstandsmitglied und Regionalleiterin, die Vorarbeit geleistet hatte.
Zuerst referierte Frau Schröder-Lade, Mitglied und Schriftführerin des dPV Bundesvorstandes, zum Thema „Ehrenamt“. Es folgte ein Vortrag von Frau Annika Penn, Pflegeberaterin des Unternehmens „Sofiapflege“ aus Leonberg bei Stuttgart, welches Pflegekräfte zur häuslichen Betreuung im 24-Stunden-Einsatz vermittelt und betreut. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Verlässlichkeit und Kontinuität in Bezug auf die spezifischen Probleme, von Parkinsonbetroffenen.
Herr Dr. Cyron von der Waldklinik Dobel aus dem SRH-Roland-Kliniken-Verbund referierte über „Vergessene Symptome bei Morbus Parkinson und neue Techniken“. Um nur Stichworte zu nennen: Verlust des Geruchssinns, Kontrollverlust, verminderter Antrieb, Speichelfluss, trockene Augen, Darmträgheit, Herzprobleme, Blasensstörungen, Schlafstörungen, soziales Stigma, Halluzinationen, Seh- und Schluckstörungen, Libidoverlust und Partnerkonflikte. Speziell zur Problematik in betroffenen Partnerschaften ist Dr. Cyron ein ausgewiesener Experte durch seine Paarseminare, in welchen auch psychische Probleme behandelt und Konfliktlösungsstrategien angesprochen werden.
Ein weiterer Vortrag beschäftigte sich mit einem Pflegehilfsmittel, das für uns Parkinsonerkrankte im fortgeschrittenen Stadium zu einem unverzichtbaren Helfer werden könnte: Herr Nawrocki von der Firma Bemotec stellte einen elektrisch betriebenen Rollator vor, der speziell auf unsere Bedürfnisse zugeschneidert wurde.
Nach einem leckeren Abendmahl ergaben sich anregende Tischgespräche in kleineren Gruppen, die unter anderem durch die bunte Vielfalt der Dialekte quer durch ganz Südwestdeutschland gekennzeichnet waren. Der Autor kann sich nicht erinnern, jemals einen so vielfältigen bunten Strauß aus Pfälzisch, Badner-Alemannisch, Oberrhein-Alemannisch, Bodensee-Alemannisch, Oberschwäbisch, Alb-Schwäbisch, Hohenlohisch, Unterland-Fränkisch usw. vernommen zu haben. Ein Genuss!
Der Samstagvormittag begann mit dem von unserer Landesverbandsvorsitzenden Karin Krüger vorbereiteten offiziellen Teil der Delegiertenversammlung. Auf der Tagesordnung stand zunächst die Besetzung des Landesverbandsvorstands, die sodann im satzungsgemäßen Verfahren erfolgte. In ihrem Geschäftsbericht erläuterte die erste Vorsitzende des Landesverbands, Karin Krüger, welch umfangreiche Tätigkeiten sie im Jahr 2017 zu erledigen hatte. In mehreren Regionalgruppen übernahm sie zeitweise die kommissarische Leitung. Auf Einladung besuchte sie verschiedene Regionalgruppen und hielt Vorträge zu Sozialleistungen. Auf gute Resonanz dieser von ihr vorbereitete Informationstag Mai 2017, auf dem verschiedene Fachvorträge gehalten wurden. Schulungen für Regionalleiter und der Besuch der Bundesdelegiertenversammlung stellten weitere Bereiche ihrer Tätigkeit dar. Schließlich sind auch im Bereich der Kontaktpflege die zahlreichen Besuche in den Regionalgruppen zu erwähnen und die persönlichen und telefonischen Einzelgespräche, für die Karin Krüger immer ein offenes Ohr hatte. Ohne Beanstandungen blieb Jahresrechnung 2017, der die einstimmige Entlastung von Vorstand und Rechnungsprüfung durch die Landesdelegierten folgte. Der Rest des Vormittags verging mit der Vorstellung der Jahresplanung 2018 und verschiedenen Wahlen.
Nach dem Mittagessen um 14:00 Uhr stand „Ausflug“ auf der Tagesordnung. Karin Krüger zog ein Ass aus dem Ärmel: zu unserer Überraschung wartete ein Omnibus auf uns, der uns in einer halbstündigen Fahrt über den Rhein nach Straßburg brachte. Dort bestiegen wir ein Ausflugsboot, um Straßburg als eine Stadt am Wasser kennen zu lernen. Nach einer Runde um die Altstadt auf dem Ill gab’s noch einen Abstecher zum Europaparlament – eine gelungene Bootsfahrt! Die bis zur geplanten Abfahrt unseres Busses um 19:00 Uhr verbleibende Zeit verbrachten wir mit Bummeln und Kaffeetrinken. Ums Haar hätten wir bei der Rückkehr im Bus zwei Mitglieder vergessen, am Ende ging aber alles gut. Der zweite Abend in geselliger Runde unterstrich die nachhaltige Qualität eines mehrtägigen Treffens: am zweiten Abend kennt man sich schon ein bisschen und ist einfach vertrauter, das hat einen ganz besonderen Wert.
Der Sonntagmorgen verging mit Diskussion und Beschlussfassung über Satzungsänderungen, die aufgrund der Anpassung an die Satzung des Bundesverbandes notwendig wurden. Unter dem Punkt „Verschiedenes“ wurde unter anderem die unrühmliche Rolle erwähnt, die der mit seiner Parkinsonerkrankung kokettierende bekannte SWR-Rundfunkmoderator Matthias Holtmann spielt, indem er mit seinem persönlichen Veranstaltungsmanagement versucht seine Vorträge teuer in Parkinson Selbsthilfegruppen zu verkaufen.
Zum Abschied wünschten wir einander gute Heimkehr verbunden mit der Hoffnung auf ein frohes Wiedersehen bei nächster Gelegenheit im Rahmen einer auch künftig erfolg- und hilfreichen Selbsthilfearbeit im Südwesten.