Jährlich kommen in Deutschland Millionen Patienten in die Röhre. Magnetresonanztomografie (MRT) und Computertomografie (CT) sind seit mehr als zwei Jahrzehnten unverzichtbare Bildgebungsverfahren in der medizinischen Diagnostik. Für viele Untersuchungen werden den Patienten Kontrastmittel verabreicht. Diese Präparate sorgen dafür, dass die erzeugten Bilder besser sichtbar sind. Doch in der Vergangenheit berichteten Patienten über teils gravierende Nebenwirkungen durch Kontrastmittel, besonders nach MRT-Untersuchungen. So war es auch bei VdK-Mitglied Claudia Karau aus Hamburg.
Die 52-Jährige musste innerhalb von neun Monaten zweimal für ein MRT in die Röhre und bekam das Kontrastmittel Gadolinium. Wegen Schmerzen in den Händen wurde bei ihr Arthritis vermutet, was durch das erste MRT abgeklärt werden sollte. Freies Gadolinium ist ein Schwermetall, man muss es chemisch verpacken. Das geschieht in einem Kontrastmittel entweder linear oder makrozyklisch. Intravenös gespritzt, verteilt sich das Schwermetall im gesamten Körper. Tumore und Entzündungsherde erscheinen heller und werden so deutlicher erkennbar.
Im chemischen Komplex verabreicht, sollte Gadolinium harmlos sein und nach der Untersuchung schnell vom Körper ausgeschieden werden. Doch stimmt das auch? Einige Studien hatten Zweifel an dieser Annahme geweckt. Deshalb hat die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) bestätigt: Gadolinium kann noch viele Monate bis Jahre nach einer MRT-Untersuchung im Organismus nachgewiesen werden – in der Haut, in den Knochen, im Gehirn und den Organen. Diese Anreicherungen können bei Patienten mit Nierenproblemen schwere, mitunter tödliche Komplikationen verursachen.
Kein generelles Verbot
In Deutschland sind deshalb seit dem 1. März 2018 einige Kontrastmittel vom Markt genommen worden. In diesen sogenannten linearen Kontrastmitteln soll sich das Gadolinium besonders leicht lösen und im Körper verteilen. Andere Präparate mit stabileren Verbindungen, wie die makrozyklischen Kontrastmittel, dürfen nach wie vor verwendet werden. Das war auch bei Claudia Karau der Fall. Bereits zwei Tage nach dem ersten MRT, bei dem das Kontrastmittel Gadolinium eingesetzt wurde, bekam sie starke Schmerzen in der rechten Schulter. Um diese Beschwerden abzuklären, musste die Frau wieder in die Röhre. „Danach ging es mit Schmerzen in der kompletten linken Körperseite weiter“, berichtet das VdK-Mitglied.
Wie im Nebel
Der Zustand von Claudia Karau verschlechterte sich zusehends. „Ich hatte im gesamten Oberkörper Krämpfe. Meine Muskulatur war nicht mehr in der Lage, sich zu entspannen“, erinnert sich die Hamburgerin. Hinzu kamen hoher Blutdruck und Puls, Schlafstörungen sowie eine Depression. „Zwei Monate lebte ich wie im Nebel“, erzählt die 52-Jährige. Als sie eines Abends einen TV-Bericht über Nebenwirkungen von Kontrastmitteln sah, stellte sie Parallelen fest. „Ich dachte, sie berichten über mich“, so die Hamburgerin. In dem Bericht erfuhr sie auch von einer Therapie, mit der Schwermetalle aus dem Körper geleitet werden, der sogenannten Chelat-Therapie. Schon nach der ersten Behandlung verspürte Claudia Karau eine Verbesserung. Mit jeder weiteren Behandlung erholte sich ihr Körper: Die Muskelkrämpfe verschwanden, Blutdruck und Puls pegelten sich wieder im Normalbereich ein, und auch das Schlafen klappte besser.
Die Kosten für die Behandlung, insgesamt mehrere tausend Euro, bekam Claudia Karau nicht von der Krankenkasse erstattet. Deshalb hat sie den VdK Nord eingeschaltet, der jetzt vor dem Sozialgericht Lübeck auf Kostenerstattung klagt. „Aufgrund der kompletten Heilung kann Frau Karau eine abweichende Leistung beanspruchen“, begründet VdK-Juristin Sabine Welge die Klage. Claudia Karau, die inzwischen wieder völlig gesund ist, kämpft dafür, noch mehr Menschen über Nebenwirkungen von Gadolinium aufzuklären. „Mich hat man mit meinen Beschwerden nicht ernst genommen“, so Karau. Das könne jedem passieren. Deshalb sollten sich Patienten vor einer anstehenden MRT-Untersuchung erkundigen und vom Radiologen selbst eingehend über mögliche Nebenwirkungen aufklären lassen.
Weiterhin sollte nachgefragt werden, ob wirklich ein Kontrastmittel gespritzt werden muss. Multiple-Sklerose-Erkrankte benötigten zum Beispiel für Kontrolluntersuchungen in den allermeisten Fällen kein Kontrastmittel. Geachtet werden sollte zudem darauf, dass es zu möglichst wenigen Anschlussuntersuchungen mit Kontrastmittelgabe kommt. Laut Deutscher Röntgengesellschaft (DRG) gelte in jedem Einzelfall, das Risiko, ohne Kontrastmittel einen wichtigen, unter Umständen auch lebensbedrohlichen Befund zu übersehen, gegenüber den durch ihren Einsatz möglichen Nebenwirkungen abzuwägen.
Quelle: Artikel von Ines Klut in der VdK-Zeitung des Sozialverbands VdK
Kontakt:
2017 gründete Cornelia Mader die deutsche Facebook-Selbsthilfegruppe „Gadoliniumvergiftung“. Dieser Gruppe gehört auch Claudia Karau an. Rund 2000 Mitglieder sind es mittlerweile. Wer selbst schon negative Erfahrungen mit MRT-Kontrastmitteln gemacht hat, kann Nebenwirkungen online melden: www.bfarm.de, www.pei.de