Die Apomorphin-Therapie wurde früher nur als Apomorphin-Spritze (Apomorphin-Pen) zur Behandlung von schweren „Off-Phasen“ eingesetzt („Rescue-Therapie“, rescue = Rettung). Vorteil der Spritze ist der schnelle Wirkungseintritt, was in dieser Phase der fast vollständigen Unbeweglichkeit erwünscht ist. Gegen die Verwendung als ständige Medikation spricht die leider sehr kurze Wirkungsdauer. Dieses Problem ist bei der dauerhaften Verabreichung durch die Pumpe nicht vorhanden. Weil Apomorphin ein Brechreiz auslösendes Mittel ist, wird in der ersten Zeit der Apomorphin-Behandlung ein Mittel gegen Erbrechen (Domperidon) verabreicht. Auf dieses Mittel kann man im späteren Verlauf verzichten.
Die Gabe von Apomorphin in Tablettenform ist wegen Wirkungsverlust im Darm nicht geeignet.
Die Pumpe, die von dem Patienten getragen wird (siehe Abbildung), gibt durch eine Kanüle den Wirkstoff subkutan (unter die Haut) ins Fettgewebe kontinuierlich ab. Die Kanüle wird jeden Tag im Bauchbereich neu gesteckt. Die Pumpe wird für die Nacht im Allgemeinen abgenommen, eine 24-Std.-Gabe ist der Ausnahmefall. Die notwendige Dosis bzw. die Geschwindigkeit der Verabreichung kann man auf der Pumpe individuell einstellen. Neben der einstellbaren Dauerinfusion können zu bestimmten Zeiten zusätzliche Dosen zur Behandlung von auftretenden „Off-Phasen“ gegeben werden (Bolus).
Die Patienten können die Handhabung der Pumpe meistens ohne fremde Hilfe bewerkstelligen, einige brauchen aber eine Hilfsperson.
Das Einsetzen der Apomorphin-Pumpe erfolgt im Allgemeinen im Rahmen einer stationären Behandlung und erfordert eine Neueinstellung der gesamten Medikation. Die kontinuierliche Gabe von Apomorphin lindert deutlich die Fluktuationen und die ermöglichte Reduzierung der Medikation führt zu einer befriedigenden Abnahme der Überbewegungen. Die im Vergleich zu den anderen Dopamin-Agonisten niedrigere Rate psychischer Nebenwirkungen (Halluzinationen) ermöglicht die Dauerbehandlung. Eine vollständige Umstellung auf Apomorphin ohne zusätzliche Antiparkinsonmittel gelingt nur selten.
Als therapeutische Komplikationen sind in erster Linie die lokalen Reaktionen auf die Kanüle (Bildung von entzündlichen Knötchen) zu erwähnen. Für einige Patienten ist dies Grund für einen Therapieabbruch. Bei steriler Handhabung und ständigem Wechsel der Einstichstelle lässt sich diese Komplikation vermeiden. Ein weiteres Problem ist, wenn der Patient als Nebenwirkung einen starken Blutdruckabfall hat. Die schwere kognitive Beeinträchtigung der Patienten kann eine Kontraindikation bedeuten. Auch Impulskontrollstörungen, Tagesschläfrigkeit und andere Nebenwirkungen der anderen Dopaminagonisten können auftreten. Eine bedrohliche Komplikation ist eine hämolytische Anämie (Blutarmut), die den sofortigen Abbruch der Therapie erforderlich macht. Deswegen sind regelmäßige Kontrollen des Blutbildes notwendig.
Bei therapieresistenten motorischen Fluktuationen und Dyskinesien bleibt noch die Tiefenhirnstimulation (THS) als weitere Therapiemöglichkeit.
Stand April 2012 | Dr. Ferenc Fornadi, Gertrudis-Klinik Biskirchen