Zahl der PingPongParkinson Tischtennisgruppen wächst

Sport in Schwabhausen: Parkinson Patienten spielen Tischtennis

Sport im Landkreis Dachau: Martin Prochaska-Metz spielt beim TSV Schwabhausen jetzt Tischtennis, um seine Parkinson-Symptome zu lindern.

Martin Prochaska-Metz spielt beim TSV Schwabhausen jetzt Tischtennis, um seine Parkinson-Symptome zu lindern.

(Foto: Toni Heigl)

Der Anstoß kam letztes Jahr im Italienurlaub. Martin Prochaska-Metz erblickte eine Tischtennisplatte und fragte sich: „Was geht da noch?“ Bevor er vor acht Jahren seine Parkinson-Diagnose bekam, hatte der ehemalige Puppenspieler nur hin und wieder Tischtennis gespielt. Seine Frau Karin Metz dagegen spielte zeitweise in der zweiten Bundesliga im Rheinland und später in der Damenmannschaft in Schwabhausen. Wie sich herausstellte, ging an der Platte tatsächlich noch einiges. Als Prochaska-Metz dann einige Zeit später einen Artikel las, der von den Weltmeisterschaften der Parkinson-Patienten im Tischtennis handelte, war die Idee geboren: So etwas könnte man doch auch in seinem Heimatort Schwabhausen machen.

Die Krankheit Morbus Parkinson betrifft etwa 400 000 Menschen in Deutschland. Es handelt sich dabei um eine Erkrankung des Gehirns, die Symptome wie Tremor, also starkes und unkontrolliertes Zittern, aber auch Unbeweglichkeit oder Steifheit auslösen kann. Die Krankheit ist zwar nicht tödlich, aber auch nicht heilbar; man kann sie jedoch behandeln und es gibt verschiedene Therapien. Neben Medikamenten ist besonders Bewegung wichtig für die Parkinson-Patienten. Schon länger wird davon ausgegangen, dass Tischtennis den Betroffenen gegen Symptome helfen könne, denn bei dem Sport muss man sich in alle möglichen Richtungen bewegen, es gibt schnelle Ballwechsel und somit werden auch die Hand-Augen-Koordination sowie Reflexe trainiert. Schon im Jahr 2017 gründete der Komponist Nenad Bach deshalb in New York die Organisation „PingPongParkinson USA“ – selbst mit Parkinson diagnostiziert fand der Musiker heraus, dass Tischtennis gegen seine Symptome half und ihm sogar ermöglichte, wieder Instrumente zu spielen.

Deutschlandweit spielen rund 800 Menschen mit Parkinson Tischtennis im Verein

Den Zusammenhang zwischen Pingpong und der Symptomlinderung bei Parkinson konnte 2020 eine japanische Studie der Universität Fukuoka bei einer kleinen Untersuchung bestätigen. Dabei wurden neun Patienten sechs Monate lang beim Tischtennisspielen begleitet und ihr Krankheitsbild dokumentiert. Am Ende konnte festgehalten werden, dass die Teilnehmer sich beispielsweise im Sprechen und Schreiben steigerten. Tischtennis könnte „Aktivitäten des täglichen Lebens und motorische Symptome“ verbessern, wie die Studie angibt.

Martin Prochaska-Metz ist nicht der erste in Bayern, der auf PingPongParkinson, kurz „PPP“, gestoßen ist. Seit 2020 gibt es den deutschen Ast der Organisation, den Verein PingPongParkinson Deutschland. Jürgen Zender ist Regionsleiter Oberbayern des Vereins. Allein in Bayern gebe es bereits etwa 100 Mitglieder, wie er betont, in ganz Deutschland zwischen 700 und 800. PPP helfe den Spielern dabei, passende Sportvereine zu finden.

Martin Prochaska-Metz verlor nach der Entdeckung von PPP keine Zeit: Er gab er den Anstoß, eine Tischtennis-Abteilung im TSV Schwabhausen für Menschen mit Parkinson zu etablieren. Für die schnelle Zusammenarbeit sind die Beteiligten sehr dankbar – es sei ein „Glücksfall“, dass der TSV Schwabhausen sie aufnehme, eine eigene Abteilung innerhalb des Sportvereins ist bereits in Planung.

Auch Karl Walter, Initiator sowie Leiter der Selbsthilfegruppe Parkinsontreff Karlsfeld-Dachau-München Nord, ist von der Idee sehr angetan, es handele sich dabei um eine „neue Dimension der Therapie“. Walter ist dem TSV Schwabhausen dankbar; Parkinson werde in der Gesellschaft eher vernachlässigt und die Etablierung von PPP im TSV sei ein „großes Entgegenkommen des Tennisvereins“.

Schon vor den Sommerferien konnte sich die neue PPP-Gruppe in der Jahnhalle des TSV Schwabhausen einige Male treffen, am Donnerstag, 22. September, fand dann das erste offizielle Training statt. Ab jetzt trifft man sich wöchentlich donnerstags von 16:30 Uhr bis 18:00 Uhr in der Jahnhalle und spielt zusammen Tischtennis gegen Parkinson.

Interessierte können sich beim TSV Schwabhausen informieren, bei Karl Walter von der Selbsthilfegruppe Parkinsontreff unter walter-karlsfeld@t-online.de oder bei Martin Prochaska-Metz unter martin.prochaska@rudi-rennmaus.de.