Parkinson-Syndrome

Bei „Morbus Parkinson“ handelt es sich nach medizinischer Definition um ein sogenanntes Syndrom. Von einem Syndrom spricht man, wenn sich ein Krankheitsbild aus mehreren Krankheitszeichen (Symptomen) zusammensetzt.

Wenn von Morbus Parkinson die Rede ist, dann ist damit genau genommen das sogenannte idiopathische Parkinson-Syndrom gemeint. Daneben gibt es jedoch auch andere Parkinson-Syndrome, mit denen abweichende Krankheitsbilder bezeichnet werden.

Die atypischen ParkinsonSyndrome (auch Parkinson-Plus-Syndrome) stellen eigenständige neurologische Krankheitsbilder dar. Bei sekundären Parkinson-Syndromen zeigen sich die typischen Symptome im Rahmen bestimmter Auslöser (z.B. infolge antidopaminerger Medikamentennebenwirkungen).

Parkinson-Syndrome werden in der Regel in vier Gruppen unterteilt:

1. Idiopathisches Parkinson-Syndrom

(IPS, Parkinson-Krankheit, umfasst ca. 75% aller Parkinson-Syndrome)

Je nach den vorherrschenden klinischen Symptomen wird das IPS in folgende Verlaufsformen eingeteilt:

  • eine Form mit nur eingeschränkter Beweglichkeit (akinetisch-rigider Typ),
  • eine Form mit vorherrschendem Zittern (tremor-dominanter Typ) und
  • eine Form mit etwa gleich ausgeprägter Bewegungsstörung und Zittern (Äquivalenz-Typ).

2. Genetische Formen des Parkinson-Syndroms

  • Monogenetische Formen (PARK 1-16)

3. Atypische Parkinson-Syndrome (auch: Parkinson-Plus-Syndrome)

Bei diesen Krankheiten sind mehrere Systeme des Gehirns betroffen (Multisystemerkrankungen), was zu vielfältigeren Störungen und schwereren Krankheitsverläufen führt. Zwar gehört aufgrund neuester Erkenntnisse auch das IPS zu den Multisystemerkrankungen. Doch dominiert beim IPS über viele Jahre hinweg das Absterben der dopaminergen Nervenzellen in der Substantia nigra das Bild, während bei den atypischen Parkinsonsyndromen schon früh im Verlauf Störungen anderer Systeme manifest werden. 

Atypische Parkinson-Syndrome:

4. Symptomatische (sekundäre) Parkinson-Syndrome

Den symptomatischen Parkinsonsyndromen (sekundärer Parkinson) liegen im Gegensatz zum IPS klar bekannte Ursachen zugrunde. In Abhängigkeit von der jeweiligen Ursache werden dabei folgende Parkinsonsyndrome unterschieden:

  • Vaskulärer Parkinson, ausgelöst durch Durchblutungsstörungen im Gehirn;
  • Tumor-Parkinson, ausgelöst durch eine Gehirngeschwulst;
  • Posttraumatischer Parkinson, ausgelöst durch wiederholte Gehirnverletzungen (Hirntrauma);
  • Toxischer Parkinson, ausgelöst durch eine chronische Vergiftung, z.B. durch  Kohlenmonoxid, Mangan, Blei, Pflanzenschutzmittel;
  • Entzündlicher Parkinson, ausgelöst durch virale Hirnentzündungen (AIDS-Enzephalopathie oder seltene Enzephalitiden);
  • Normaldruckhydrozephalus, ausgelöst durch eine Abflussstörung der Hirnflüssigkeit;
  • Psychogener Parkinson, ausgelöst durch seelische Störungen, ohne krankhafte strukturelle Veränderung im Gehirn;
  • Medikamentöser Parkinson, ausgelöst durch bestimmte chemische Wirkstoffe (klassische Neuroleptika, Antiemetika, Reserpin, Lithium, Kalziumantagonisten: Cinnarizin, Flunarizin, Valproinsäure)
  • metabolisch (z.B. Morbus Wilson, Hypoparathyreoidismus)

Die neurodegenerativen Parkinson-Syndrome (Punkt 1 [IPS] und Punkt 3 [atypische Parkinson-Syndrome]) werden heute auch nach pathologischen Kriterien in Synukleinopathien (IPS, MSA, DLK) und Tauopathien (PSP, CBD) klassifiziert.

Differenzialdiagnosen

Wichtige Differenzialdiagnosen des Parkinson-Syndroms sind:

  • vaskuläres Parkinson-Syndrom (subkortikale vaskuläre Enzephalopathie)
  • Normaldruckhydrozephalus
  • essenzieller Tremor
  • Depression

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-010l_S3_Parkinson_Syndrome_Idiopathisch_2016-06.pdf