Was verbirgt sich hinter „neues stiften“ – zwei Wörtern, deren Aussage je nach Betonung in zweierlei Art und Weise interpretiert werden kann?
Mit der Plattform „neues stiften“ […] wollen wir Menschen, die sich gesellschaftlich engagieren, ansprechen, Impulse geben, ermutigen und inspirieren. Zu diesen Menschen gehören die Philanthrop:innen ebenso wie das Management von gemeinnützigen Organisationen. Gründer:innen von Social Start-Ups genauso wie Stifter:innen.
Andreas Schiemenz und Jörg Schumacher
Mehr erfahren: https://www.neues-stiften.de/neues-stiften
podcast neues stiften
Andreas Schairer vom Landesverband Baden-Württemberg der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V. (seit neun Jahren Parkinson-Patient) im Gespräch mit Jörg Schumacher (Krisenkommunikator).
Auf der Website von „neues stiften“ steht der Podcast recht exponiert im Kontext mit der aktuellen Finanzaffäre des dPV Bundesverbands. Meine Intention, die Vielfalt des Engagements der Selbsthilfegruppen in der bundesdeutschen Parkinson Community darzustellen, gerät dabei etwas in den Hintergrund. Bei meinen Aussagen zur Affäre im Bundesverband handelt es sich nur um Vermutungen und nicht um Feststellungen.
Es folgt hier ein teilweise redigiertes Transskript des podcasts vom 28. September 2023.
Ja, herzlich willkommen zu einer neuen Folge vom Podcast von Neues Stiften. Mein Name ist Jörg Schumacher und ich habe heute einen ganz besonderen Gast, auf den ich mich sehr freue. Ich bin nämlich verbunden mit Andreas Schairer, Leiter der Regionalgruppe Stuttgart bei der Deutschen Parkinson-Vereinigung. Herzlich willkommen, Herr Schairer.
Ja, freut mich. Herzliche Grüße und es ehrt mich sehr, wenn Sie mich als besonderen Gast bezeichnen. Mal sehen, ob ich dieser besonderen Einschätzung gerecht werden kann.
Herr Schairer, für mich sind Sie schon ein besonderer Gast, weil Sie Ihr halbes Leben, wenn nicht sogar Ihr ganzes Leben, mit Parkinson kämpfen oder mit Parkinson leben, muss man einfach sagen. Und ich denke, das ist jeden Tag eine Herausforderung, oder?
Ich meine, ich habe Gott sei Dank noch nicht mein halbes Leben lang Parkinson. Es ist interessant. Wahrscheinlich habe ich sogar schon länger mit Parkinson zu tun, da ich meine Diagnose vor jetzt ziemlich genau neun Jahren bekommen habe. Anfang November 2014 war das. Wenn man die Diagnose Parkinson bekommt, ist die Krankheit in der Regel schon recht fortgeschritten. Die dopaminproduzierenden Zellen in der sogenannten Substantia nigra – einer Region im Zentrum unseres Gehirns – sind vermutlich schon zur Hälfte oder zu zwei Dritteln beeinträchtigt oder zerstört, wenn die ersten Symptome auftreten. Im Nachhinein erkennt man dann, dass man schon viel früher, Jahre vor der Diagnose, Anzeichen wahrgenommen hat, die tatsächlich auf Parkinson hätten hindeuten können. […]
Ich habe neulich ein Interview mit Michael J. Fox gelesen, der ist 61 und der sagt, er weiß jetzt nicht, ob er die 80 noch schafft. Jeder Tag ist für ihn ein Kampf. Wie ist das bei Ihnen?
Wenn man so eine Diagnose bekommt, ist das natürlich erst einmal ein harter Schlag. In der ersten Phase zieht man sich irgendwie zurück. Dann in der zweiten Phase beginnt man, sich damit auseinanderzusetzen. Ich denke, in der dritten Phase wird man kämpferisch und versucht natürlich auch, zumindest den Rat umzusetzen, um die Heilungschancen zu verbessern. Parkinson ist nach wie vor unheilbar und obwohl die Symptome gut kontrollierbar sind, schreitet die Krankheit dennoch voran. Wie schnell oder langsam das geschieht, ist nicht vollständig klar. Michael J. Fox kämpft seit nunmehr 30 Jahren mit dieser Herausforderung und hat bewundernswert eine Stiftung ins Leben gerufen, die einen erheblichen Einfluss hat. Dafür gebührt Michael J. Fox größter Dank, das muss man schon sagen.
Aber nicht nur Michael J. Fox, auch Sie, Sie haben gesagt, die dritte Phase war die kämpferische Phase und das bedeutet auch, Sie machen ganz vielen anderen Menschen mit dieser Diagnose Mut, weil sie eben in der Regionalgruppe Stuttgart der Deutschen Parkinson-Vereinigung Tipps geben oder einfach Anlaufstationen sind für Menschen, die diese Diagnose bekommen haben, richtig?
Zunächst sind wir einfach eine regionale, lokale Gruppe, die sich einfach regelmäßig trifft und sich austauscht, dann auch zusammen mal Vorträge anhört oder irgendwelche Aktivitäten unternimmt. Und ja, diese Selbsthilfe ist an sich ganz problemlos möglich. Und wir haben jetzt durch Internet plötzlich eine ganz andere Dimension, nämlich diese überregionale Vernetzung. Da muss ich schon fast ein bisschen drüber nachdenken, ob ich meine lokale Stuttgarter Gruppe etwas vernachlässige, weil ich jetzt mittlerweile so viel überregional mich vernetzt habe mit Menschen, die also auch Parkinson haben und die alle ein gemeinsames Ziel haben, nämlich erstmal natürlich gesteigertes Wohlbefinden und dann womöglich erfolgreiche Forschung nach Heilung.
Jetzt sind wir natürlich hier, um natürlich auch auf Parkinson aufmerksam zu machen und dafür ein bisschen zu werben für die deutsche Parkinson-Vereinigung, aber natürlich auch, weil sie, ich will mal sagen, fast unfreiwillig in den letzten Monaten ganz stark in den Schlagzeilen waren. Es hat einen großen Bericht in der Süddeutschen Zeitung gegeben. Ihr Geschäftsführer beziehungsweise der Leiter des Vereins, der das seit mehr als 30 Jahren getan hat, soll 1,8 Millionen Euro unterschlagen beziehungsweise abgezweigt und veruntreut haben. Das ist glaube ich etwas, was den Verein in den letzten Monaten sehr beschäftigt hat, oder?
Ja, das waren natürlich schwerwiegende Vorwürfe und da bleibt einem natürlich erst mal die Spucke weg. Und jetzt ist natürlich nichts bewiesen. Und ich kann also nur jetzt wiedergeben, was ich aus der Bundeszentrale in Neuss gehört habe. Von der Bundesdelegierten Versammlung, die Ende August stattgefunden hat. Wir haben ja, die Deutsche Parkinsonvereinigung ist ja eine Patientenvereinigung, die es schon über 30 Jahre gibt, die in den besten Zeiten mal 24.000 Mitglieder hatte. Der Mitgliederbestand ist in den vergangenen Jahren auf 16.000 geschrumpft. Man fragt sich natürlich auch, woran liegt das? Ich sage mal, ich bin jetzt seit etwa fünf Jahren dabei und habe in dieser Zeit festgestellt, dass die Deutsche Parkinson-Vereinigung große Probleme damit hat, die jüngeren Erkrankten und zum Teil sind die Leute ja wirklich schon jung erkrankt, 30 und sogar früher, die aufzunehmen, zu integrieren. Das heißt, die Mitgliederstruktur ist langsam aber sicher überaltert und die Vereinsführung, erste Vorsitzende und auch der Ex-Geschäftsführer, kann man jetzt sagen, waren einfach in die Jahre gekommen und es war einfach kein Qualitätsmerkmal, schon Jahrzehnte diesem Verein vorzustehen und die Geschäfte zu führen. Man muss auch rechtzeitig die Stabübergabe vorbereiten an die nächste Generation, das ist in der Parkinson-Vereinigung leider versäumt worden. Und jetzt zum Finale hin, tatsächlich ist im Januar ein neuer Geschäftsführer eingetreten, der eingearbeitet werden sollte und der hat schon nach kurzer Zeit Unregelmäßigkeiten festgestellt, was dann eskaliert weil man ihn, man hat ihn fresslos rausgesetzt und hat dann ein Schreiben verteilt, wo drin stand, dass der neue Geschäftsführer sich, was hat zu Schulden kommen lassen, was es unvermeidbar machte, ihn rauszuwerfen. Ich hab spekuliert, ich hab mir überlegt, wie haben die das hingekriegt, das so zu inszenieren, dass das vom Neuling selbst verschuldeter Rauswurf ist, weil ich hatte das Gefühl, der Mann war unbequem, der hat irgendwas aufgedeckt, was ich vielleicht schon länger, wo uns schon länger irgendwo beschäftigt hat, weil wir das Gefühl haben, dass da irgendwas nicht stimmt.
Lassen Sie uns vielleicht einmal, Herr Schairer, für alle, die das noch nicht so ganz mitbekommen haben, nochmal eben in die Chronologie ganz kurz einsteigen. Also, soweit ich das mitbekomme, bitte korrigieren Sie mich immer, weil Sie sind quasi der Insider, hat der neue Geschäftsführer festgestellt, dass es da Ungereimtheiten gab. Wie gesagt, man spricht, das ist zumindest das, was die Süddeutsche Zeitung dann auch veröffentlicht hat, zusammen auch mit dem NDR. Man spricht von 1,8 Millionen Euro, die der Geschäftsführer davor, wenn ich das richtig verstanden habe, der mehr als 30 Jahre im Amt war, quasi abgezweigt, bar abgehoben oder auch einfach nur veruntreut hat. Da sind Erbschaften bei, da sind Mittel bei, die für andere Dinge eigentlich vorgesehen waren, wissenschaftliche Forschung oder wie auch immer. Und diese Vorwürfe hat quasi der neue Geschäftsführer mehr oder weniger oder diese Vorgänge hat er aufgedeckt. Ist das richtig?
Also diese Vorwürfe hat dann nicht der neue Geschäftsführer allein aufgedeckt, sondern in dem Zusammenhang sind Aktivitäten im Hintergrund gelaufen, da sind Anwälte eingeschaltet worden. Die Vorwürfe, die sie geschildert haben, liegen alle auf dem Tisch. Es gibt offenbar erdrückende Belege dafür, aber die Untersuchungen werden voraussichtlich noch bis Ende des Jahres dauern. Das ist ein Riesending. Und das war dann die Übergabe der Geschäfte an den kommissarisch eingesetzten Übergangsvorstand im Juni. Der neue Vorstand hat tatsächlich in den Geschäftsräumen festgestellt, dass Unterlagen fehlten, offenbar beiseite geschafft wurden.
Das ist ja auch ehrlich gesagt eine ganz heikle Geschichte. Ich bin nun selbst Krisenkommunikationsberater und habe den einen oder anderen Fall miterlebt, wo im Grunde ein Vorstand oder aber auch ein Geschäftsführer beschuldigt wird, so etwas getan zu haben oder es eben auch aufgrund von stichhaltigen Beweisen getan hat. Allein der Weg ist dann ein bisschen schwierig. Man muss den Stiftungsrat einschalten, man muss gucken, dass man ein Kontrollgremium bekommt, das eben einen neuen Geschäftsführer beispielsweise einsetzt. Nun ist ja der Punkt, dass das bei Ihnen alles ja passiert ist, denn der alte Geschäftsführer war, korrigieren Sie mich bitte, aber war ja schon von Bord [Nein, war ein Tandem in der Einarbeitungsphase], der neue war da, der hat das alles festgestellt. Anwälte haben im Hintergrund quasi diese Vorwürfe auch erhoben. Warum hat das trotzdem jetzt nicht wirklich gut funktioniert im Ablauf?
Ich sage es mal, im Moment funktioniert es besser, als wir uns vorgestellt haben. Es ist ja, ich war jetzt ein bisschen schnell, es ist ja tatsächlich nicht nur der Geschäftsführer gegangen, sondern auch der Vorstand, der ja eigentlich der ja verantwortlich ist für den Geschäftsführer. Es liegt ja am Vorstand, Geschäftsführer Weisungen zu erteilen und ihn zu kontrollieren und zu beaufsichtigen. Das ist offenbar in der Vergangenheit auf den Kopf gestellt worden, dieses System, in dem sich der Geschäftsführer mit umfangreichen Vollmachten hat ausstatten lassen und autokratisch in der Geschäftsstelle gehandelt hat. Und der Vorstand hat nur noch abgenickt, zumindestens die Mehrheit des Vorstands. Also es gab auch in der Vergangenheit kritische Vorstandsmitglieder, die aber mit ihrer Haltung und Kritik niemals durchgekommen sind, weil sie in der Minderheit waren. Es hat sich dann erst im Mai oder Juni ergeben, dass die Mehrheit tatsächlich erkannt hat, dass da was schiefläuft und das hat dazu geführt, dass auch die Mehrheit des Vorstands zurückgetreten ist. Es sind dann tatsächlich, weil satzungsgemäß können für zurückgetretene, ausgeschiedene Vorstandsmitglieder auch ohne Vorstandswahl übergangsweise zwei neue Vorstände kooptiert werden. Und diese Leute, die haben das sehr gut in den Griff gekriegt, dann haben jetzt Ende August auf der Bundesdelegiertenversammlung der Deutschen Parkinsonvereinigung in Kassel Vorstandswahlen stattgefunden und die neue erste Vorsitzende Tina Siedhoff ist eine sehr patente erfahrene Geschäftsfrau, die sich dann auch als bald in die Geschäftsstelle in Neuss gesetzt hat, ihre Freieit genutzt (geopfert) hat, um dort mal klar Schiff zu machen. Wir sind auf einem guten Weg, Was natürlich wie ein Damoklesschwert über der Deutschen Parkinson Vereinigung schwebt, ist die Gefahr, dass uns die Gemeinnützigkeit entzogen wird. Eigentlich müsste das Finanzamt in so einem Fall sofort ankommen. Da schrillen die Alarmglocken.
Richtig, weil es um die Gemeinnützigkeit natürlich geht und in dem Augenblick, wo große Summen veruntreut oder eben nicht zweckmäßig verwendet werden, ist es natürlich auch steuerrechtlich, damit eine Konsequenz zu befürchten. Dafür muss man aber auch die Stiftungsaufsicht des Landes einschalten. Das ist wahrscheinlich passiert über ihren Vorstand oder?
Das kann ich im Detail nicht sagen was der neue Vorstand alles geschaltet hat. Weil es sind wir bemüht in aller Offenheit und Transparenz alles auf den Tisch zu legen, dass also nichts irgendwo unter den Teppich gekehrt wird. Und ich meine was sagen wir unseren Spendern und Spenderinnen. Ich meine, das ist, ich stehe da und muss beschämt gestehen, dass in der Bundesgeschäftsstelle offenbar was schiefgelaufen ist. Und das ist nicht einfach.
Genau, das kenne ich aus meiner… Dann ist die Vereinigung, liegt am Boden. Genau, das ist das Stichwort, was Sie sagen. Meist müssen es dann eben genau die Regionalgruppen ausbaden. Es sind ja nicht nur die Spender, denen Sie Rede und Antwort stehen müssen, sondern im Grunde auch den anderen Mitgliedern, die sich natürlich fragen, was da passiert ist. Wie ist das denn im Nachhinein zu bewerten, dass der Geschäftsführer, der dann eben auch auf diese, der neue Geschäftsführer, der auf diese Unregelmäßigkeiten gestoßen ist, dass der quasi in der Probezeit, wenn ich das richtig gelesen habe, noch aus seinem entfernt worden ist. Hat es da noch weitere Konsequenzen gegeben?
Auch da ist ein Gerichtsverfahren in Gang gekommen vorm Arbeitsgericht. Über den Ausgang kann ich Ihnen aber nichts sagen im Augenblick. Okay. Da kann ich nichts zu sagen.
Sie haben eben nochmal gesagt und ehrlich gesagt, das ist auch immer, wenn ich gefragt werde oder wenn ich jemanden berate, dann passiert genau das, was Sie gesagt haben, eigentlich muss man da mit größtmöglicher Transparenz rangehen und muss im Grunde auch ehrlich gesagt gerade bei einer Berichterstattung durch die Medien im Grunde nochmal alles auf den Tisch legen oder zumindest auch sagen, was tun wir von unserer Seite. Nun ist das so, wenn ich mir hier beispielsweise Ihre Website angucke oder auch diverse LinkedIn-Profile, dann ist tatsächlich die Veröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung, die eben auf Bundesdelegiertenkongress ein bisschen Fuß, die den zumindest erwähnt, eigentlich die einzige Veröffentlichung, die hier stattgefunden hat. Wenn Sie sagen, Transparenz muss her, warum findet sich das im Moment noch nicht in der Kommunikation?
Im Moment sind Ermittlungen im Gange, es ist quasi ein laufendes Verfahren und wir haben viele Vermutungen und Vorwürfe, können aber, solange während nicht irgendein Gerichtsverfahren zu einem Urteil kommt, kann ich niemanden vorverurteilen. Es gilt immer die Unschuldsvermutung. Was die Tätigkeit des Vereins betrifft, wir jetzt natürlich alle Hände voll zu tun erstmal die Geschäftsstelle in Gang zu halten. Die und das Delegiertenversammlung hat beschlossen auch eine Strukturkommission einzusetzen, die sich jetzt mal gründlich Gedanken macht über eine Satzungsreform und Strukturreform und welche Maßnahmen getroffen werden müssen in Zukunft, um solche Dinge zu verhindern. Also durchgängiges Vier-Augen-Prinzip.
Aber das sind ja zum Beispiel alle Sachen, wo ich sofort sagen würde, das kann man ja ohne Probleme kommunizieren, laufendes Verfahren hin und her, weil es ja letztlich darum geht, was tut die Deutsche Parkinson-Vereinigung, um die Glaubwürdigkeit wieder herzustellen, oder?
Ich bin jetzt nicht in der Bundesgeschäftsstelle. Wir haben ja auch einen unabhängigen Landesverband Baden-Württemberg als eigenständigen Verein nebenbei gesagt. Das ist eine komplexe Vereinsstruktur. Manchmal denke ich, wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu viel uns in der Vereins Tätigkeit und Organisation verlieren, weil das Wichtigste bleibt, dass wir uns mit den Menschen beschäftigen und uns verbinden. Nun, ich kann also deswegen über die Kommunikation aus der Geschäftsstelle jetzt nichts sagen. Die Kommunikation zu den Mitgliedern und zu den Regionalleitern ist gut. Ich bin also jetzt nicht in der Lage in irgendwelche tollen…
Alles in Ordnung. Aber was was sagen Sie denn beispielsweise den Mitgliedern, die bei Ihnen in Stuttgart, die die sagen Sag mal, was ist da eigentlich los? Wie gehen Sie damit mit den mit den Sorgen und den Ängsten um?
Wir haben tatsächlich vor 14 Tagen ein Treffen gehabt von der Regionalgruppe Stuttgart, in den unsere Landesvorsitzende Frau Karin Krüger gekommen ist, um zu berichten. Sie ist selber sehr firm in diesen Dingen, was unseren Verein betrifft und konnte die Fragen zur Zufriedenheit beantworten. Das Vertrauen in den neuen Vorstand ist da. Wir hoffen also einfach, dass dieses Vertrauen, dass diese Art und Weise, wie der Vorstand jetzt offen umgeht, auch mit den Behörden kooperiert, dass das dazu führt, dass das Vertrauen in die Deutsche Parkinson-Vereinigung erhalten bleibt und vor allem natürlich auch unsere Gemeinnützigkeit erhalten bleibt. Ich habe volles Verständnis dafür, wenn sich Leute aufgrund dieser aktuellen Ereignisse zurückziehen und nicht mehr spenden wollen, dass Mitglieder enttäuscht austreten. Ich habe auf der anderen Seite die Hoffnung, dass eine erneuerte, wieder frisch auferstehende Parkinson-Vereinigung sich auch jetzt mit dem neuen und jüngeren Vorstand den Menschen öffnet, den Jungerkrankten, die jetzt in den vergangenen Jahren einfach in der Deutschen Parkinson-Vereinigung keine Heimat mehr gefunden haben, die sich dann in großer Zahl abgewendet haben. Ich kann also auch noch dazu berichten, dass nebenbei jetzt gerade die Ping-Pong Parkinson Deutschland Organisation unter Thorsten Boomhuis in Zusammenarbeit mit Jürgen Zender aus München den „Parkinson Verbund“ gegründet hat, um in der Selbsthilfe aktiv zu werden. Ping-Pong Parkinson ist ja an sich schon eine Selbsthilfe.
Genau, das müssen wir vielleicht einmal erklären. Ich habe mich ehrlich gesagt ein bisschen reingelesen, aber das hat mit Tischtennis zu tun. Mögen Sie das nochmal einmal kurz unseren Hörern und Hörerinnen, die das noch nicht kennen, ganz kurz erläutern, was das ist?
Das ist eine geniale Sache, weil mittlerweile, sag ich mal, vor fünf Jahren, der Nenad Bach in den USA, der war Musiker und konnte nicht mehr spielen. Und dann hat er einen Kumpel gehabt, der sagt zu ihm, geh doch mal Tischtennis spielen. Dann hat er angefangen Tischtennis zu spielen und dann, welch ein Wunder, plötzlich war er wieder so mit seinen feinen Fingern fit, dass er wieder Gitarre spielen konnte. Und dann hat er angefangen eine Pingpong-Gruppe aufzubauen und dann hat sich das wie ein lauffeuer hat sich das verbreitet ist regelrecht explodiert und kurze zeit später haben die schon aufgerufen zu einem wettbewerb in new york es war dann eine weltmeisterschaft in parkinson Thorsten Boomhuis eingereist aus deutschland der davon hinbekommen hatte und er war da ist natürlich gleich hat es Weltmeister geworden, kam zurück nach Deutschland und hat PingPongParkinson® gegründet. Und jetzt gibt es mittlerweile, ich weiß nicht, über 100 Stützpunkte in Deutschland und über 1000 Mitglieder. Das Ding hat richtig eingeschlagen, weil Pingpong ist eine super Sache für Parkinsonerkrankte, es sind große Bewegungen. Es ist eine Koordinationsaufgabe, mit den Augen den Ball zu verfolgen.
Und dass Sie das vor allen Dingen alles gleichzeitig machen müssen, habe ich mir sagen lassen. Das sorgt dafür, dass man genug abgelenkt ist oder beziehungsweise genügend trainiert wird, damit die Symptome auch weniger werden, oder?
Ja, das ist eine tolle Sache. Es gibt auch viele andere Bewegungsmöglichkeiten. Tanzen, Boxen, Karate, Laufen sowieso. Um Parkinson ist im Zaum zu halten, es ist einfach ganz essentiell in Bewegung zu bleiben. Also selber in Bewegung zu bleiben und auch im Kopf.
Genau, aber wenn Sie jetzt sagen, die haben jetzt also auch noch eine Selbsthilfegruppe gegründet, ist das dann eine Konkurrenz zur Deutschen Parkinson-Vereinigung oder ist das eine Ergänzung? Wie sehen Sie das?
Gute Frage. Ich betrachte es auf alle Fälle als Ergänzung. und wir kooperieren und wir müssen einfach mit gemeinsamer Stimme sprechen. Die Landkarte in der Parkinson Community ist bunt. Da sind ganz viele selbstständige unabhängige Gruppen, die auch teilweise einfach ohne Vereinsstruktur oder sonst eine Organisation tätig sind. Es geht hier nicht um Konkurrenz. Der Geist in Neuss unter dem alten Geschäftsführer, unser alter, hat irgendwie davon gelebt, alle neuen Ideen und alle Innovationen irgendwo abzulehnen und sie als Konkurrenz zu betrachten. Das ist in meinen Augen ein Kardinalfehler gewesen. Also wir müssen einfach offen sein und diese Vielfältigkeit akzeptieren und miteinander auf Augenhöhe uns begegnen und gemeinsam operieren. Das heißt, die Gruppen sind lokal, tätig, unabhängig, aber wir brauchen überregional, bundesweit einfach eine gemeinsame Stimme. In meinen Augen müsste das ein Dachverband sein, also ein Schirm unter dem sich alle auf Augenhöhe versammeln, ohne dass jemand einen Führungseinspruch hat oder sich profitieren möchte.
Genau, das was Sie sagen ist ja meistens das Problem, ob man nun, weiß nicht, den Deutschen Diabetikerbund zum Beispiel anguckt, wo es dann zig alternative Konkurrenzvereine gibt, wo ja auch dann man ein Problem kriegt mit den Mitgliedern und mit den Mitgliederbeiträgen. Das ist ja dann, also da macht man sich ja selber Konkurrenz. Deswegen nochmal eben meine Frage, also das eine ist ja, was passiert ist auch mit dem Geld und ihrem Geschäftsführer. Aber das andere ist natürlich auch 1,8 Millionen Euro. Wenn es denn stimmt und wenn sie weg sind, ist natürlich auch ein großer Haufen Geld. Sie haben gesagt, Sie können das verstehen, wenn Leute nicht mehr spenden oder sich abwenden. Aber auf der anderen Seite, gerade zum Thema Fundraising, muss man doch eigentlich jetzt sagen, jetzt müssen wir auch nochmal ein bisschen Gas geben, um dieses Geld nochmal wieder reinzuholen, um diese ganzen tollen Projekte am Laufen zu halten, oder?
Kann man wohl sagen. Die Vorstellung, dass Geld gespendet wurde in der Absicht, das Wohlbefinden von Parkinson-Erkrankten zu verbessern, nach neuen Heilmitteln und besseren Behandlungen zu zu finanzieren. Also sich klar macht, dass dieses Geld einfach verschwunden ist. Das ist eine Katastrophe. Ich denke, unser erstes Bemühen muss sein, einfach erstmal wieder den Verein ordentlich aufzubauen und untadelig zu organisieren. Im Moment Spenden einzuwerben, um irgendwelche Projekte zu unterstützen. Wir können im Moment gar keine Spenden guten Gewissens einwerben. Wir müssen erstmal den Laden wieder auf Vordermann bringen.
Aber das scheint ja mit den ganzen Maßnahmen, die Sie da beschrieben haben, Strukturkommission, jetzt auch Strafanzeige gestellt, Verfahren abwarten und dann eben, ich habe gesehen, Ihr Vorstand ist auch zum geschäftsführenden Vorstand geworden, also ein neues Modell auch der Kontrolle. Sie haben gesagt, Vier-Augen-Prinzip, das hört sich ja so an, als ob Sie das alles auf der operativen Ebene zumindest ganz gut im Griff haben, oder?
Ja, ich sage ja, Frau Siedhoff ist eine super Frau, da habe ich im Moment volles Vertrauen.
Okay. Und das ist ja das wichtigste Gut eigentlich, wenn man eine gemeinnützige, spendensammelnde Organisation hat. Natürlich auch für alle anderen Parkinsonerkrankten, dass man nach wie vor da eine Anlaufstelle hat, die seriös und vertrauensvoll auch mit den Spenden umgeht.
Also wir müssen uns einfach wieder Vertrauen erwerben und uns um unsere Mitglieder kümmern. Wir haben ja, ich sage jetzt mal, die Selbsthilfearbeit ist ja nicht teuer an sich. Die Beiträge sind ja wirklich zum großen Teil auch dazu da, Forschungsvorhaben und Projekte zu unterstützen. Und wie das weitergeht, das kann ich Ihnen auch im Moment gar nicht sagen. Ich kann nur sagen, es gibt ja auch noch eine Hans-Tauber-Stiftung im Hintergrund, die tatsächlich auch noch mit Stiftungsrat hat, der aus den alten Vorständen der Deutschen Parkinsonvereinigung besteht. Und was da im Hintergrund steckt, das weiß ich gar nicht. Manchmal denke ich, wir haben jetzt erst die Spitze des Eisbergs gesehen. Vielleicht kommt da noch mehr zum Vorschein. Aber das sind Spekulationen.
Und das wird man natürlich auch sehen, wenn man da nochmal tiefer einsteigt und wenn man eventuell auch die verschwundenen Leitzordner da nochmal findet. Aber vielleicht können wir ja auch auf diesem Wege nochmal einen kurzen Appell starten, wir jetzt noch Philanthropen und Großspender haben, die uns zuhören und die die Parkinson, deutsche Parkinson Vereinigung unterstützen wollen, dann sind sie bei Ihnen bestimmt genau richtig Herr Schairer, oder?
Ich persönlich, ich würde tatsächlich im Moment appellieren an die an die Mitglieder, dass alle mit an dem Strang ziehen, dass wir das Vertrauen in der Öffentlichkeit zurückgewinnen und den potenziellen Spendern. Da würde ich im Moment sagen, es gibt eine Reihe von Stiftungen. Es gibt die Parkinson Stiftung, es gibt die Yuvedo Stiftung in Berlin, es gibt die Hilde von Ulrichs Stiftung in Frankfurt, um nur mal beispielsweise zu nennen.
Tatsächlich, die Spender und Spenderinnen fordern sich, im Moment eine seriöse Stiftung zu wenden.
Also ich hänge mich da jetzt weit aus dem Fenster und riskiere natürlich, dass ich von meinen Mitgliedern aus der Parkinson-Vereinigung jetzt dafür kritisiert werde. Aber ich persönlich appelliere einfach zu schauen, was da in Stiftungsarbeit alles unterwegs ist. Wir sind einfach eine vielfältige Landschaft. Die Deutsche Parkinson-Vereinigung ist zwar die mitgliederstärkste Vereinigung, aber Sie ist nicht die einzige Organisation, die hier aktiv ist in Deutschland.
Okay. Ja, das ist tatsächlich einer der fairsten Appelle, den ich jemals gehört habe. Trotzdem darf ich vielleicht noch ergänzen, dass Sie sind die Mitglied der stärksten Vereinigung. Ich glaube auch, dass Sie nicht die einzige Organisation sind, die so etwas mal erlebt, dass man eben einen Vorstand oder einen Geschäftsführer hat, der da plötzlich, wie soll ich sagen, Wir haben, glaube ich, autokratisch, das Wort autokratisch gebraucht, also der da plötzlich in Allmachtsfantasien Geld ausgibt oder für andere Dinge verwendet, als es eigentlich gedacht ist. Ehrlich gesagt finde ich ziemlich gut, dass Sie es geschafft haben, den entsprechend zu entfernen und dass Sie dabei sind, das alles aufzuarbeiten. Das spricht für Sie als Organisation und ich wünsche Ihnen da viel Erfolg bei diesem und finde sie auch absolut integer an der Stelle und glaube auch, dass das die Spender und Spenderinnen genauso sehen und bedanke mich an der Stelle sehr herzlich fürs Gespräch, Herr Schairer. Vielen Dank.
Vielen Dank, ich danke Ihnen.