Das Fenster für einen dPV-Neustart hat sich geöffnet. Die Führung der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V. ist in Bewegung gekommen. Die lange Jahre durch den erfolgreichen Einsatz von Nebelkerzen verhüllten Abläufe in der Bundesgeschäftsstelle kommen ins Licht. Die Einsicht auf der Ebene des erweiterten Vorstands und der Landesgruppenleiter:innen der zunehmend unter Mitgliederschwund leidenden Deutschen Parkinson Vereinigung e.V. wächst. Es besteht die Chance, die in Jahrzehnten gewachsene, verfestigte und erstarrte Hierarchie in der Vereinsführung wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen.
Irren ist menschlich. Wer arbeitet, macht auch Fehler. Wahre Größe beweist, wer bereitsteht, Fehler einzugestehen und aus ihnen zu lernen. Dass dieser Prozess in Gang gekommen ist, lässt die Teilnehmer der mit Anwesenheit der meisten Ländervertreter:innen erweiterten Vorstandssitzung der dPV am 25. Mai in Kassel hörbar aufatmen. Mit Erleichterung wird registriert, dass der viel zu lange verzögerte Generationswechsel auf oberster Ebene in Gang kommt und dass der Mitgliederschwund nunmehr gestoppt werden könnte.
Es wird sichtbar, dass die lange geübte Praxis, aufgeweckte, kreative Mitglieder und Initiativen auszugrenzen keine inhaltlichen Gründe hat. Vielmehr kommt der Verdacht auf, dass es sich um eine Strategie handelte, zu vermeiden, dass allzu wache Geister die wahren Zustände in der Bundeszentrale erkennen könnten. Es ist nicht länger zu vertuschen: In der Geschäftsführung wurde jahrelang mit Duldung einer eloquent im Zaum gehaltenen Vorstandsmehrheit autokratisch durchregiert. Eine kritische Minderheit im Vorstand biss trotz unermüdlicher Gegenanläufe auf Granit. Nichtsdestotrotz: steter Tropfen höhlt den Stein.
Das Stimmungsbild im erweiterten Vorstand ist nun gekippt. Die Landesvertreter:innen sind auf der Heimreise. Der Fokus richtet sich nun auf die am nachfolgenden – heutigen – Tag stattfindende Vorstandssitzung. Noch einmal halten wir den Atem an. Wird sich das aufkeimende Pflänzchen der Erkenntnis in einen stämmigen Baum mit starken Trieben und einer weit ausladenden Krone entwickeln, unter der sämtliche engagierten Kräfte der deutschen Parkinsonbewegung wieder gemeinsam Heimat finden könnten?
Das ist so unglaublich wichtig!
Über unser lokales Engagement in den regionalen Selbsthilfegruppen hinaus brauchen wir eine schlagkräftige bundesweite Patientenorganisation, die Lobbyarbeit für uns 100 Tausende von Betroffenen leistet. Es wächst die Hoffnung, dass die Zahl derer, die uns mit ihrer Mitgliedschaft im Kampf gegen Parkinson unterstützen, wieder wächst.
Kassel, 26. Mai 2023, Andreas Schairer