Kampf gegen Parkinson nicht aufgeben

Dr. Uwe Radelof arbeitet unermüdlich daran Parkinson zu bezwingen

In Deutschland sind schätzungsweise 400.000 Menschen an Parkinson erkrankt. Die Krankheit ist nach der Alzheimer-Demenz die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Sie tritt überwiegend in einem Alter von 60 bis 70 Jahren auf, viele Betroffene sind aber auch deutlich jünger. Bis heute ist die Krankheit unheilbar, aber es gibt große Fortschritte in der Behandlung, seit der englische Arzt James Parkinson 1817 erstmals die später nach ihm benannte Krankheit Morbus Parkinson beschrieb.

Typische Parkinson Symptome sind der Tremor (das bekannte Zittern der Hände und Arme) der Rigor (Unbeweglichkeit und Steifheit) sowie eine zunehmende Haltungsinstabilität. 

Die Diagnose Parkinson ist ein tiefer Einschnitt in die bisherige Lebensplanung. Viele Patienten sind verunsichert, wie sich die Krankheit auf ihr Leben auswirken wird, was sie tun können oder tun müssen. „Es ist schwer, so eine Krankheit alleine zu bewältigen“, sagt Joachim Hütter, Leiter der Berliner Selbsthilfegruppe der deutschen Parkinson Vereinigung (dPV). Die vor über 40 Jahren gegründete Selbsthilfevereinigung will die Lebensumstände von Parkinson-Patienten und ihren Familien verbessern. Wichtig sei, sich nicht allein auf die Ärzte zu verlassen, sondern sich auch selber umfassend über die Krankheit zu informieren und mit anderen auszutauschen, betont Hütter. 

Engagement für Berlin

Dem Kampf gegen Parkinson hat sich auch der Berliner Wissenschaftler Uwe Radelof verschrieben. Am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik hatte er seine Doktorarbeit im Rahmen des internationalen Humangenomprojekts gemacht und 2006 und mit Koryphäen der Biotech- und Genom-Szene, Investoren aus den Bereichen molekulargenetische Diagnostik, Labormedizin und unterstützt durch die Max-Planck-Gesellschaft und das Deutsche Krebsforschungszentrum die Biolab-Firma Atlas Biolabs GmbH mitgegründet.

„Ich wollte richtig durchstarten. Doch plötzlich kamen Angst und Panikattacken. Das wechselte mit Phasen eines überschwänglichem Optimismus“, erzählt er. Radelof verhielt sich zunehmend unsicher und zurückhaltend, wirkte fahrig und unkonzentriert. Er schlief schlecht und wurde nach wenigen Stunden wie von einem „klingenden Blitz“ geweckt. Seine Nase versagte selbst über der Kaffee-Dose und sein linker Zeigefinger hüpfte unkontrolliert auf der Tastatur herum. Schließlich trat er als CEO zurück, verkaufte seine Unternehmensanteile und schied aus der von ihm mitgegründeten Firma aus.

„2008 kam die Diagnose Parkinson und ich verlor alles: meine Arbeit, meine Familie und sogar mein Zuhause“, sagt der heute 55-jährige zweifache Vater. Es folgten Scheidung, Obdachlosigkeit, Privatinsolvenz und weitgehende Isolation.

Aber Uwe Radelof stand wieder auf. Er beschloss, den Kampf gegen die Krankheit aufnehmen. 2017 initiierte er das Parkinson Terminator Projekt, denn er hat ein Ziel vor Augen: „Parkinson soll bis 2030 von der Liste unheilbarer Krankheiten gestrichen werden“. Dafür hat er die Unterstützung von anderen Patienten, Patienten-Organisationen, Wissenschaftlern und Prominenten wie Wolfgang Joop gewonnen. Auch Dr. Jörg Karenfort und Jens Greve, Gründer der Yuvedo-Foundation, konnte er gewinnen. Das Parkinson Terminator Project wurde offizieller Partner der Stiftung. Im Rahmen einer umfangreichen molekularen Diagnostik sollen die verschiedenen Ursachen des multikausalen Parkinson Syndroms diagnostiziert und die identifizierten Krankheitsherde individuell ausgeschaltet werden. 

„Wenn wir die klügste menschliche und künstliche Intelligenz und die nötigen Ressourcen zusammenbringen, können wir Parkinson heilen oder den Ausbruch verhindern“, ist sich Uwe Radelof sicher. Das Problem sei, dass die Krankheit so komplex sei und sehr viele Ursachen haben könne, für die individuelle Therapien entwickelt werden müssen. Seit Ende vergangenen Jahres nimmt Radelof selbst an einem „individuellen Heilversuch“ teil. „Ich will anderen Erkrankten Mut machen“, sagt der 55-jährige. 

Parkinson-Tag 2023 in Berlin-Weißensee

Die Berliner Parkinson-Selbsthilfegruppe lädt am 22. April 2023 zum Parkinson-Tag in das St. Joseph Krankenhaus in Berlin-Weißensee, Gartenstr. 1 ein. Es gibt verschiedene Vorträge zu Therapien, Medikamenten und Trainingsmethoden sowie eine Diskussion zum Thema „Was kann der Patient selbst tun – politisch – wissenschaftlich– für die eigene Therapie“ unter anderen mit Dr. Uwe Radelof vom Parkinson-Terminator-Projekt.

Vom Verein PingPongParkinson e.V. wird Tischtennisspiel angeboten.

Kontakt und Anmeldung zum Parkinson-Tag telefonisch unter 033439/128568 oder per E-Mail parkinson-shg-mitte@outlook.de 

Weitere Informationen im Internet auf www.berlin-parkinson.de

Quelle: https://www.morgenpost.de/berliner-helfen/article238147027/Kampf-gegen-Parkinson-nicht-aufgeben.html