Idiopathisches Parkinson-Syndrom

Das idiopathische Parkinsonsyndrom (IPS) ist die häufigste Form aller Parkinsonerkrankungen. Sie macht etwa 75–80 % aller Parkinsonsyndrome aus. Das IPS ist durch die Leitsymptome Tremor (Zittern in Ruhe), Bradykinese (Verlangsamung), Rigor (Versteifung) und posturale Instabilität (Haltungsinstabilität) gekennzeichnet. Neben diesen motorischen Symptomen, die in der Regel zunächst einseitig ausgeprägt sind, treten – in individueller Ausprägung – auch nicht motorische Störungen auf, z. B. sensorische Symptome (Schmerzen), vegetative Symptome (Blutdruck- und Wärmeregulation, Harn- und Sexualfunktion), Depression, Hyposmie (vermindertes Riechvermögen), Bradyphrenie (Verlangsamung der Denkvorgänge) oder Demenz.

Die Krankheitsursache ist unbekannt. Man weiss aber, dass die massgebliche Störung der Untergang der Dopamin produzierenden Nervenzellen in der Substantianigra ist und dass es zur Bildung von Proteinverklumpungen (Lewy-Körperchen) in den betroffenen Nervenzellen kommt. Entsprechend kann die Symptomatik des IPS mit dopaminergen Medikamenten, die das fehlende Dopamin im Gehirn ersetzen (L-Dopa) oder dessen Wirkung nachahmen (Dopaminagonisten), über viele Jahre hinweg gut behandelt werden.

Der Begriff Idiopathisch zeigt, dass wir keine Ursachen kennen. Wir konnten in den letzten Jahren neue Differenzialdiagnosen abgrenzen und mussten auch erfahren, dass sich ein IPS mitunter als atypisches Parkinson-Syndrom herausstellte. Kein Verfahren kann die Diagnose IPS beweisen. Die Rate der zu korrigierenden Diagnosen liegt bei etwa 20%. Das verdeutlicht, dass die Diagnose im Verlauf überprüft werden sollte, insbesondere, wenn sich untypische Symptome oder ein fehlendes Ansprechen auf die Medikation zeigen.

Prof. Dr. Wolfgang Jost, „Idiopathisches Parkinson-Syndrom“, Thieme Leitlinie kompakt, Heft 4, 4. Jahrgang, 2016

Je nach der vorherrschenden Symptomatik wird das IPS unterteilt in eine Form mit nur eingeschränkter Beweglichkeit (akinetisch-rigider Typ), eine Form mit vorherrschendem Zittern (tremor-dominanter Typ) und eine Form mit etwa gleich ausgeprägter Bewegungsstörung und Zittern (Äquivalenz-Typ).