Wenn eine Krankheit die Partnerschaft bedroht

Morbus Parkinson gehört mit über sechs Millionen Erkrankten weltweit zu den häufigsten Krankheiten des Nervensystems. Bei den Betroffenen führt sie zu schweren Einschränkungen der Lebensqualität. Neben den körperlichen, v.a. motorischen Einschränkungen kommt es durch die Erkrankung auch zu seelischen Belastungen. Vor allem Zukunftsängste und die Sorge um die Reaktion der Umwelt auf die parkinsonbedingten Symptome stehen hier im Mittelpunkt. Hinzu kommt häufig die Ausbildung einer depressiven Symptomatik durch die Einschränkung der Alltagsaktivitäten und der Freizeitgestaltung. Es kommt zu Partnerschaftsproblemen, dem Verlust von sozialen Kontakten; ein Gefühl von Kontrollverlust und Hilflosigkeit entsteht.

Auch Angehörige von Parkinsonpatienten können durch die psychische Belastung eine Depression entwickeln. Faktoren die hierzu beitragen, sind Ängste und Sorgen um den Partner, körperliche und psychische Überforderung bzw. Erschöpfung und vor allem eine verschlechterte Partnerschaftsqualität. Meist bleibt dem Partner wenig Zeit für ausgleichende Aktivitäten und eigene soziale Kontakte. 

Mit Blick auf diese gesamtheitliche Problematik hat der Landesverband Baden-Württemberg e.V. der deutschen Parkinson Vereinigung in Zusammenarbeit mit der Psychologischen Abteilung der SRH Gesundheitszentren Nordschwarzwald das Parkinson-Paarseminar erarbeitet, bei dem Patienten gemeinsam mit ihren Partnern  einen gemeinschaftlichen Umgang mit der Krankheit erlernen. Der Schwerpunkt liegt auf Gesprächsgruppen für Betroffene und Angehörige jeweils getrennt voneinander geführt. Dadurch entwickeln die Teilnehmer ein besseres Verständnis für die Situation des anderen. Es geht um Zuhören, Toleranz, Akzeptanz und Offenheit. 

Begleitet wird das mehrtägige Seminar von speziell auf die Bedürfnisse von Parkinsonpatienten abgestimmten krankengymnastischen, logopädischen und ergotherapeutischen Übungen. Über die aktuellen Entwicklungen und die Möglichkeiten bei der Behandlung des Morbus Parkinson – besonders im fortgeschrittenen Stadium – informieren Prof. Dr. Werner Nickels, Chefarzt der Neurologie am SRH Gesundheitszentrum Dobel und sein neurochirurgischer Kollege Dr. Donatus Cyron. Beide gehen auf die Gefahren, im Hinblick auf Veränderungen von Antrieb, Stimmung, Sozialverhalten und Persönlichkeit ein. So sieht Frau Dr. Setzer, die seminarverantwortliche Psychologin, die Parkinsonerkrankung als eine große Herausforderung für die ganze Familie, welche viele Probleme aufwirft, die es zu bewältigen gilt. In jeder Krise liegt aber auch immer eine Chance zur persönlichen Entwicklung.

Das Parkinson-Paarseminar findet seit 2012 zweimal im Jahr im SRH Gesundheitszentrum Bad Herrenalb statt. Aufgrund des Gruppencharakters  ist die Teilnehmerzahl auf acht Paare beschränkt.  

Autorin: Dr. Britta Setzer
Leitende Psychologin
Klinische Neuropsychologin
Psychologische Psychotherapeutin
SRH Gesundheitszentrum Waldbronn


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